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Rüdiger Kipke

Das armenisch-aserbaidschanische Verhältnis und der Konflikt um Berg-Karabach

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012; 97 S.; brosch., 29,95 €; ISBN 978-3-531-18484-5
Der Autor ist bisher eher durch Veröffentlichungen zu Ländern Ostmitteleuropas bekannt geworden (z. B. Ungarn, Buch-Nr. 26699, Tschechien, Buch-Nr. 6696 und die Slowakei, Buch-Nr. 15956). Mit diesem kurzen Buch gibt er einen Überblick über die Entwicklung des armenisch-aserbaidschanischen Konflikts um Berg-Karabach insbesondere seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Detailliert wird vor allem auf Russlands Ambitionen im Südkaukasus und spätere Konflikte zwischen Armeniern und Aserbaidschanern zur Zeit der Sowjetunion eingegangen. Durch die Eingrenzung auf Ereignisse nach 1500 wird jedoch die gesamte spätantike und frühmittelalterliche – armenische – Geschichte Karabachs ausgespart. Der Autor führt korrekt aus, dass das Russische Reich im 19. Jahrhundert Armenier im Kaukasus ansiedelte, klammert aber die frühere armenische Besiedlung nahezu komplett aus – bereits im Vorwort wird diese Auffassung, die sich auf archäologische Befunde vor Ort stützt, als „herrschende Meinung des Westens“ (8) bezeichnet, die, so der Tenor, von der armenischen Diaspora beeinflusst sei. Die Ansiedlung der Armenier durch Russland und später der armenische Nationalismus werden auch als Hauptgrund für ethnische Konflikte dargestellt. So werden brutale Angriffe armenischer Verbände auf Aserbaidschaner und Vertreibungen von Aserbaidschanern beschrieben, ähnliche Pogrome gegen Armenier bleiben meist unerwähnt. Tauchen solche Berichte auf, werden sie, ohne Angabe einer Quelle, in Zweifel gezogen: „In den einschlägigen Archiven gibt es dazu keine Nachweise“ (24). Das Buch weist häufig auf eine falsche bzw. unglaubwürdige armenische Sichtweise hin (10, 15 f., 54–56), während Betrachtungen von der aserbaidschanischen Seite keiner solchen kritischen Würdigung unterzogen werden. So werden „Behauptungen“ von armenischen Vertretern zur wirtschaftlichen Situation in Karabach kritisch untersucht, mit aserbaidschanischen Aussagen, etwa im „armenisch-aserbaidschanischen Historikerstreit“ (53-58), setzt sich Kipke aber nicht genauer auseinander.
Marcel Lewicki (LEW)
Student der Politikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rubrizierung: 4.41 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Marcel Lewicki, Rezension zu: Rüdiger Kipke: Das armenisch-aserbaidschanische Verhältnis und der Konflikt um Berg-Karabach Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34600-das-armenisch-aserbaidschanische-verhaeltnis-und-der-konflikt-um-berg-karabach_41571, veröffentlicht am 16.02.2012. Buch-Nr.: 41571 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken