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Erhard Eppler

Eine solidarische Leistungsgesellschaft. Epochenwechsel nach der Blamage der Marktradikalen

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2011; 135 S.; brosch., 15,90 €; ISBN 978-3-8012-0422-8
Nicht zum ersten Mal mischt sich Eppler reflektiert in den politischen Diskurs der Bundesrepublik ein. Seine bereits in den 70er-Jahren vertretenen Standpunkte, die Sozialdemokratie und ökologische Nachhaltigkeit verbinden, diskutiert er mit seinem nun erschienenen Buch erneut. Das heißt allerdings nicht, dass er ausschließlich alte Ansichten neu auflegt. Vielmehr möchte Eppler darauf hinweisen, dass es durch die Initiativen von Otto Brenner oder Jochen Vogel und den Büchern des Club of Rome, von Herbert Gruhl und ihm selbst in den frühen 70er-Jahren zu einem politischen Umdenken kam. Allerdings sei diese Zäsur durch Fukuyamas „Ende der Geschichte“ und dem damit verbundenen uneingeschränkten Fortschritts- und Wachstumsglauben über drei Dekaden fast komplett in Vergessenheit geraten. Nun, mit Blick auf die aktuellen Ereignisse, stellt Eppler die Frage, „ob da nicht eine Zäsur ignoriert, überspielt, überrollt wurde, weil sie in eine Ideologie, getragen von mächtigen Interessen der Wirtschaft, nicht hineinpasste“ (22). Eppler erkennt den Marktradikalismus also als ökonomische Ideologie, die keine Antworten auf die ökologischen und sozialen Probleme liefern kann. Mit dieser Einsicht verbunden sind notwendige und drängende Aktivitäten, die sich heute weit größer ausnehmen als noch in den 70er-Jahren und unter dem Stichwort der solidarischen Leistungsgesellschaft zusammengefasst sind. Eppler meint damit eine auf christlichen Werten basierende europäische Ethik, ein neues Verhältnis des Bürgers zum Staat, eine lebendige Zivilgesellschaft und die Anerkennung der Rechtmäßigkeit und des Sinns von Steuern. Der Vorschlag einer solidarischen Leistungsgesellschaft ist der Appell eines Sozialdemokraten, der um die Argumente seiner konservativen und liberalen Kollegen weiß, ihre geistigen und politischen Verdienste würdigt und mit diesem Buch selbst einen klugen Beitrag zum politischen Denken leistet.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.22 | 2.262 | 2.23 | 3.5 | 2.67 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Erhard Eppler: Eine solidarische Leistungsgesellschaft. Bonn: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34538-eine-solidarische-leistungsgesellschaft_41482, veröffentlicht am 01.12.2011. Buch-Nr.: 41482 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken