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Ian Bremmer

Das Ende des freien Marktes. Der ungleiche Kampf zwischen Staatsunternehmen und Privatwirtschaft. Aus dem Amerikanischen von Karsten Petersen

München: Carl Hanser Verlag 2011; 222 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-446-42700-6
Der Politologe und Präsident des wirtschaftsnahen Beratungsunternehmens Eurasia Group Ian Bremmer greift Forderungen auf, die im Rahmen der Finanzkrise wieder vermehrt geäußert werden: Der Markt habe versagt, der Staat müsse die Wirtschaft wieder stärker regulieren. In diesen Forderungen sieht er die Gefahr, seiner Ansicht nach ohnehin vorhandene Tendenzen eines autoritären Staatskapitalismus zu verstärken und damit den Niedergang nicht nur des freien Marktes, sondern auch der liberalen Demokratie nach westlichem Muster einzuläuten. Im Verlauf des Buches führt Bremmer detailliert aus, wie staatsgeführte Unternehmen etwa aus China, Russland oder Saudi-Arabien in den vergangenen Jahren verstärkt auf den Weltmarkt gedrängt sind, ihr zunehmender Einfluss aber weniger den globalen Freihandel als vielmehr die Macht (semi-)autoritärer Regierungen stützt. Zum Beleg seiner Thesen stützt sich der Autor vor allem auf die Forbes-Liste, auf der regelmäßig die bedeutendsten 2.000 Unternehmen weltweit aufgelistet werden. Insgesamt ist das Buch eine eher populärwissenschaftliche Streitschrift für einen liberalen Kapitalismus, in der der Autor zwar oftmals unzulässig und pauschal verallgemeinert, zugleich jedoch eine in der Sache durchaus vorhandene Entwicklungstendenz aufgreift – wenn er deren Konsequenzen auch zuweilen stark übertreibt. Ein Beispiel hingegen für solch eine unzulässige Verallgemeinerung, die zudem den Kern der Forderungen des Autors betrifft, ist die pauschale Gleichsetzung eines autoritären Staatskapitalismus mit den Forderungen, die von Politik und sozialen Bewegungen im Rahmen der Finanzkrise vorgetragen werden. Geht es doch zum Beispiel der Occupy-Bewegung eben nicht um staatliche Eingriffe mit dem Ziel der Stärkung nationaler politischer Machtbastionen, sondern im Gegenteil um eine stärkere Transparenz und Demokratisierung ökonomischer Prozesse – und damit eben auch um eine Schwächung autoritärer Tendenzen, die sich in der Realität ebenso oft in einer Vereinnahmung der Politik durch die Wirtschaft manifestieren, wie dies umgekehrt der Fall ist.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Ian Bremmer: Das Ende des freien Marktes. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34484-das-ende-des-freien-marktes_41417, veröffentlicht am 29.03.2012. Buch-Nr.: 41417 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken