Wie Italien unter die Räuber fiel. Und wie die Linke nur schwer mit ihnen fertig wurde
Die Niederlage der linken Parteien bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2008 markierte den vorläufigen Tiefpunkt in der Krise der italienischen Linken. Das Wahlbündnis von Grünen, Kommunisten und Sozialisten – die Regenbogenlinke – scheiterte an der Vier-Prozent-Hürde; die aus der Fusion von Linksdemokraten und der katholischen Zentrumspartei entstandene Demokratische Partei landete mit ihrem Versuch, eine Politik jenseits von rechts und links zu verfolgen, bei kläglichen 34 Prozent. Wieder einmal ging Berlusconi als Wahlsieger hervor. Seine Freiheitspartei erreichte 46 Prozent und machte sich gemeinsam mit der Lega Nord, einer ethnonationalistischen norditalienischen Regionalpartei, an die Regierungsbildung. Nicht nur im Ausland, auch in Italien selbst reagierten Linke und Linksliberale überwiegend mit Kopfschütteln und Schulterzucken auf das erneute Debakel. Die Krise der italienischen Demokratie und der Machtverlust der italienischen Linken verlangen aber nach einer tiefgreifenden, historisch fundierten Erklärung. Wichtige Anhaltspunkte dafür finden sich in diesem Buch. Feldbauers Analyse ist insbesondere der Hegemonietheorie des italienischen Kulturmarxisten Antonio Gramsci verpflichtet. Für Feldbauer ist der kontinuierliche Niedergang der italienischen sozialistischen Tradition darauf zurückzuführen, dass es ihr niemals gelungen ist, eine politische Alternative zur Westintegration und zum realexistierenden Sozialismus zu formulieren, mit der sich unterschiedliche soziale Schichten und Milieus hätten identifizieren können. Der Historiker zeichnet die strategischen Fehlentscheidungen der Linken nach, die schließlich dazu führten, dass sie ihre Identität und Glaubwürdigkeit verlor und sich in einige unbedeutende kommunistische und anarchistische Kleinstparteien und eine liberale Partei der Mitte spaltete, die ihr „progressives sozialistisch-sozialdemokratisches Erbe“ (7) längst aufgegeben hat.