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Theresia Theurl (Hrsg.)

Institutionelle Hintergründe von Krisen

Berlin: Duncker & Humblot 2011 (Schriften des Vereins für Socialpolitik N. F. 332); 259 S.; 76,- €; ISBN 978-3-428-13609-4
Ein scheinbar vermehrtes Auftreten von Krisen wurde zum Anlass genommen, die Bedeutung institutioneller Rahmenbedingungen sowohl für ihr Entstehen als auch für ihre Bekämpfung in den Mittelpunkt der Tagung des Ausschusses für Wirtschaftssysteme und Institutionenökonomik des Vereins für Socialpolitik 2010 in Hamburg zu rücken. Lars P. Feld sieht im steigenden Trend der Staatsverschuldung, also der Krise der Staatsfinanzen, im Wesentlichen ein politisches Versagen. Er bietet jedoch Beispiele dafür, wie durch die Änderung institutioneller Rahmenbedingungen Lösungen gefunden werden können. So könnten zum Beispiel durch eine Schuldenbremse und eine Stärkung des Finanzministers in Budgetverhandlungen nachhaltige Effekte erzielt werden. Paul J. J. Welfens untersucht die transatlantische Bankenkrise und betont, dass gerade durch die Verbriefungspraxis von ausfallgefährdeten Kreditpapieren eine faktische Schwächung der Haftung von Banken stattgefunden habe. Er beschreibt daran anschließend ein Szenario in der Europäischen Union, das durch die vom Brüsseler Gipfel 2010 gefundenen Instrumente (z. B. geregelte Staateninsolvenz, Ruhen des Stimmrechts für Staaten, die gegen den Wachstumspakt verstoßen) nicht gelöst werden könne, sondern weiterhin Hindernisse für eine effektive Finanzmarktregulierung aufweise. Thomas Döring zeigt, dass institutionelle Rahmenbedingungen nicht nur auf der internationalen Ebene störende Effekte entfalten können und legt dafür die institutionell bestimmenden Faktoren dar, die zur Krise des nordrhein-westfälischen Finanzausgleichssystems geführt haben. Er identifiziert diese als Ergebnis politischer Interessenkonflikte und erläutert gleichzeitig, wie sie durch einen angemessenen Indikator zur Erfassung von Soziallasten bereinigt werden könnten. Die Beiträge vermitteln ein breites Spektrum von Perspektiven auf „die Krise“ und ihre Ursachen und bewegen sich durchweg auf fachlich anspruchsvollem Niveau. Dadurch entsteht ein gewinnbringender Einblick in den aktuellen Forschungsstand zum Thema systembedingte Einflussfaktoren auf Krisen in westeuropäischen Wirtschaftssystemen.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.21 | 2.22 | 2.61 | 2.62 | 4.43 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Theresia Theurl (Hrsg.): Institutionelle Hintergründe von Krisen Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34321-institutionelle-hintergruende-von-krisen_41193, veröffentlicht am 24.11.2011. Buch-Nr.: 41193 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken