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Marcos Engelken-Jorge / Pedro Ibarra Güell / Carmelo Moreno del Río (Hrsg.)

Politics and Emotions. The Obama Phenomenon

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 191 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18120-2
Am Beispiel des „Phänomens Obama“ zeigen die Autorinnen und Autoren dieses Sammelbandes, wie die Einbeziehung von Emotionen als Analysekategorie das Verständnis politischer Prozesse differenzieren und bereichern kann. Im ersten Teil nähert sich Ramón Maiz der Rolle von Emotionen in der Politik aus theoretischer Perspektive. Er zeichnet die Dichotomie Verstand/Gefühl in der politischen Theorie nach und plädiert dafür, diese kategoriale Zweiteilung mittels größerer Interdisziplinarität zu überwinden und genauer zu ergründen, inwiefern Gefühle eine erklärende Variable für politisches Denken sind und als normatives Konzept Politik beeinflussen. In den Artikeln des zweiten Abschnitts werden methodologische Fragen des wissenschaftlichen Umgangs mit Emotionen thematisiert. Brad Verhulst und Mary-Kate Lizotte diskutieren unterschiedliche kognitive Modelle zur individuellen Informationsverarbeitung unter dem Einfluss von Emotionen. Dabei zeigen sie auch die Leerstellen auf, die künftige Kognitionsforschung im Spannungsfeld von Politik und Emotionen etwa in Bezug auf Wahlkampagnen füllen sollte. Andrew Civettini wendet sich ebenfalls aus methodologischer Sicht einem spezifischen Gefühl zu: der Hoffnung. Er schlägt eine Definition dieser Kategorie vor und entwirft mit einer sogenannten Politikwissenschaft der Hoffnung ein Forschungsdesign zur Untersuchung von Hoffnung als Einflussfaktor in der Politik. Der letzte Teil des Sammelbandes umfasst vier konkrete Fallstudien. Oliver Escobar analysiert Kommunikationsstrategien und Narrative des Obama-Wahlkampfs. Diese haben eine Aussetzung der Ungläubigkeit bewirkt, die Raum für kollektive politische Vorstellungskraft schuf. Obamas Rhetorik kritisiert Alan Sandry und Åsa Wettergren erklärt das weltweite Auslösen von Emotionen durch Obamas Auftritte aus einer kosmopolitischen Perspektive. Deborah Gould resümiert, dass Obama ein neues politisches Verlangen der Bürger befördert hat, das über seine Person hinausgeht. Insgesamt vermitteln die Beiträge interessante Denkanregungen zum Forschungsfeld der Emotionen in der Politik. Es mangelt jedoch an einem roten Faden, der die inhaltlich und qualitativ doch sehr heterogenen Beiträge zusammenbindet. Auch eine Zusammenfassung neuer Erkenntnisse und offener Forschungsfragen bleiben die Herausgeber leider schuldig. Dies soll jedoch nicht den Wert einzelner Artikel schmälern, die einen wertvollen Beitrag zur Debatte um Politik und Emotionen zu leisten vermögen.
Berit Bliesemann de Guevara (BB)
Dr., Dipl.-Pol., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.64 | 2.22 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Berit Bliesemann de Guevara, Rezension zu: Marcos Engelken-Jorge / Pedro Ibarra Güell / Carmelo Moreno del Río (Hrsg.): Politics and Emotions. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34308-politics-and-emotions_41177, veröffentlicht am 08.12.2011. Buch-Nr.: 41177 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken