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Matthias Weber / Burkhard Olschowsky / Ivan A. Petranský / Attila Pók / Andrzej Przewoźnik (Hrsg.)

Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Erfahrungen der Vergangenheit und Perspektiven

München: Oldenbourg Verlag 2011 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 42; Schriften des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität 1); 388 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-486-70244-6
Das Konzept der Erinnerungsorte zählt zu den wirkmächtigsten Konstrukten der aktuellen historischen Forschung. Ursprünglich von Pierre Nora auf Frankreich bezogen, hat es Anwendungen auf nahezu alle europäischen Staaten erfahren. In dem von einer Herausgebergruppe um den Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) Matthias Weber edierten Band wird es auf Ostmittel- und Osteuropa bezogen. Dieser versammelt einen Teil der Beiträge einer Tagung, die im Januar 2008 von einer Vielzahl einschlägiger Forschungseinrichtungen in Warschau veranstaltet wurde und enthält außerdem einige ergänzende Artikel. Neben seiner Einordnung in die Schriftenreihe des BKGE bildet der Band zugleich den Auftakt der Publikationsreihe des „Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität“, das von den Kulturministern Deutschlands, Polens, Ungarns und der Slowakei initiiert wurde. Er soll die Wahrnehmung der dargestellten Erinnerungsorte – zumeist Erinnerungskonflikte – erweitern und zu einer „Ergänzung bisheriger oft allzu […] einseitiger Geschichtsbilder und zum Abbau von tradierten Geschichtsmythen“ (25) beitragen. Diesem Ziel gehen die Autoren in drei Abschnitten („Städte als Erinnerungsorte mehrerer Nationen“, „Orte der Erinnerung an die Opfer totalitärer Systeme“, „Historische Umbrüche im geteilten Gedächtnis“) nach. Die durchweg gut lesbaren zwei einleitenden Beiträge und 20 Fallbeispiele unterscheiden sich in Umfang und Methodik bisweilen sehr. Einige Artikel umfassen nur knapp zehn Druckseiten und wirken im Vergleich zu den umfangreicheren recht gedrängt. Für Politologen interessant sind vor allem jene Beispiele, mit denen die Autoren die Instrumentalisierung von Geschichte für aktuelle politische Interessen skizzieren und damit Einblicke in die politische Kultur der behandelten Staaten liefern (Krisztián Ungváry, Jan Pauer u. a.). Das beigefügte Register erleichtert die Nutzung des Bandes, wenn man sich nur für Teilaspekte interessiert. Leider wurden die Anmerkungen nicht mit erfasst.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.61 | 2.62 | 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Matthias Weber / Burkhard Olschowsky / Ivan A. Petranský / Attila Pók / Andrzej Przewoźnik (Hrsg.): Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34289-erinnerungsorte-in-ostmitteleuropa_41155, veröffentlicht am 15.12.2011. Buch-Nr.: 41155 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken