Skip to main content
Marianne Quoirin

Töchter des Terrors. Die Frauen der IRA

Berlin: Rotbuch Verlag 2011; 256 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-86789-141-7
Marianne Quoirin widmet sich einem bislang unterbelichtet gebliebenen Aspekt innerhalb der Forschung und Berichterstattung über den Nordirlandkonflikt: „Warum entscheiden sich Frauen, die ebenso zum Beispiel Lehrerin, Anwältin oder Krankenschwester hätten werden können, für ein Leben im Untergrund? Warum greifen sie zur Waffe, bereit im Auftrag der IRA, einer von Männern geprägten Geheimarmee, zu töten?“ (12) Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wertet Quoirin Interviews mit IRA-Kämpferinnen aus und stellt sie und ihr Leben unter Berücksichtigung des jeweiligen soziobiografischen Hintergrunds vor. Keinesfalls möchte die Autorin ihr Buch als eine Verteidigungsschrift für diese Frauen verstanden wissen, sondern vielmehr versuchen, „sich ihrer Geschichte anzunähern“ (15). Viel Raum gibt Quoirin den bekanntesten IRA-Kämpferinnen Marian und Dolours Price. Erstere hat in einem Gespräch über ihr persönliches Motiv für den Eintritt in die irische Untergrundorganisation gesagt: „‚Es war keine emotionale Reaktion auf etwas, was mir oder meiner Familie widerfahren war. Es war eine Frage, wie ich meine Überzeugungen verwirklichen kann, an denen ich heute noch festhalte: Die Briten müssen Irland verlassen’“ (31). Neben den Price-Schwestern werden weitere, relativ unbekannt gebliebene Kämpferinnen vorgestellt. Außerdem widmet sich die Autorin im letzten Drittel weiteren Aspekten des Bürgerkrieges, beispielsweise seinen sozialen und familiären Folgen: Beruhigungsmittel, Alkohol und Zigaretten werden zuhauf von Frauen und Männern in Nordirland konsumiert, sieben von zehn Ehen werden während der Haftzeit des Partners geschieden, nach der Entlassung wissen viele nicht, wohin sie gehen sollen. Auch die für den Kampf notwendige Beschaffung von Geld und Waffen – etwa unter US-Amerikanern irischer Abstammung – greift die Autorin auf und beleuchtet insgesamt also nicht nur einen singulären Aspekt des Nordirlandkonflikts, sondern ein breites Spektrum des komplexen Themas.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Marianne Quoirin: Töchter des Terrors. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34254-toechter-des-terrors_41112, veröffentlicht am 24.01.2013. Buch-Nr.: 41112 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken