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Jana Kabobel

Die politischen Theorien von Luhmann und Foucault im Vergleich

Würzburg: Königshausen & Neumann 2011 (Epistemata: Reihe Philosophie 498); 261 S.; 38,- €; ISBN 978-3-8260-4600-1
Diss. Mainz. – Jana Kabobel vergleicht die in Luhmanns autopoietischer Systemtheorie und Foucaults hegemonialer Diskurstheorie enthaltenen politischen Theorien. In der Einleitung wird der Theorienvergleich als Methode vorgestellt, deren Ziele „das Feststellen von Vorteilen einer Theorie gegenüber einer anderen“ und der „Effekt der Sichterweiterung“ seien (8). Die von der Autorin ausgewählten Vergleichsobjekte – die „sozialwissenschaftliche Rezeption“, der „wissenschaftliche Kontext“, die „Herangehensweise“, die „Theoriegrundlagen“, die „Machttheorie“, das „Staatsverständnis“, „Neoliberalismus und Wohlfahrtsstaat“, die „Regierung“ und der „Widerstand“ (14) – bilden zugleich die Gesichtspunkte der Auseinandersetzungen in den nachfolgenden neun Kapiteln. Abschließend erfolgt ein lediglich vierseitiges Fazit, in dem die Autorin zu der Erkenntnis kommt, dass Luhmann „durchaus dem Poststrukturalismus zugeordnet werden kann, während Foucaults Ausarbeitungen kaum als systemtheoretisch bezeichnet werden können“ (233). Sowohl für Luhmann als auch für Foucault könnten „unpolitische Bereiche politisiert“ werden: Denn „wenn Diskurse und Systeme ihre eigene Realität selbst herstellen dann liegt […] auch kein fester politischer Bereich vor, auf den sich die Theorien beziehen könnten“ (234). Über dieses Ergebnis zur konstruktivistischen Theorieausrichtung hinausgehend fasst sie im Fazit weitestgehend nur Altbekanntes zusammen. Dazu gehört, dass Macht für Foucault „in allen gesellschaftlichen Bereichen präsent ist“, während sie bei Luhmann ausschließlich im politischen System „als Kommunikationsmedium und Code Informationen für das System selektiert“ (235). Ferner sei der Staat für beide „keine Institution, die alle aufkommenden Probleme souverän meistert“ (235). Bei Luhmann werde „der Staat […] mit Anforderungen überfordert“; bei Foucault sei er gezwungen, „auf die Selbsttechniken der Individuen zurückzugreifen, um seine politische Agenda durchzusetzen“ (235). „Protest“ wirke nach Ansicht von Luhmann und Foucault „nicht von außen auf das System und den Diskurs“ ein und sei deshalb „als ein Immunsystem der Gesellschaft“ (235) zu begreifen. Insgesamt handelt es sich um eine in schnörkelloser Sprache geschriebene Arbeit, in der handwerklich sauber verglichen wird. Sie eignet sich für die einführende Beschäftigung mit den Analogien und Differenzen zwischen Foucaults und Luhmanns politischen Theorien.
Ulf Kemper (UK)
M. A., Politikwissenschaftler, Philosoph, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaften, Universität Duisburg-Essen.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Ulf Kemper, Rezension zu: Jana Kabobel: Die politischen Theorien von Luhmann und Foucault im Vergleich Würzburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34220-die-politischen-theorien-von-luhmann-und-foucault-im-vergleich_41062, veröffentlicht am 08.09.2011. Buch-Nr.: 41062 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken