Skip to main content
Philipp Hölzing

Republikanismus und Kosmopolitismus. Eine ideengeschichtliche Studie

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2011 (Campus Forschung 953); 213 S.; 27,90 €; ISBN 978-3-593-39403-9
Hölzing forscht aus ideengeschichtlicher Perspektive nach einer gegenwartsbezogenen Definition des Republikanismus. Der Ausgangspunkt seiner Untersuchungen ist die Feststellung, dass der aktuellen „Entleerung des Begriffs“ der Republik durch dessen lediglich antithetische Verwendung als „Nichtmonarchie“ (9) entgegengewirkt werden muss. Zum Zweck der Begriffsschärfung fragt Hölzing, wie der Republikanismus in der postnationalen Konstellation verstanden werden sollte. In seiner Rekonstruktion der historischen Bedeutungsinhalte des Republikanismus beschäftigt er sich u. a. mit Cicero, Machiavelli, Spinoza, Rousseau und Madison sowie abschließend mit Kant. In dessen Überlegungen seien die Theorieelemente der Vorgänger miteinander verbunden. Hölzing bescheinigt Kants Schriften einen „kosmopolitischen Republikanismus“ (187) mit dem Ziel eines Weltbürgerrechts in einer Weltrepublik. Damit reiht sich Hölzing in eine Lesart Kants ein, die sich nicht davon schrecken lässt, dass ihre Kritiker anführen, Kant diene die Weltrepublik bloß als regulative Idee der Vernunft. Für Hölzing ist bereits die Fragestellung anachronistisch, ob Kants Befürwortung des Föderalismus der Staaten im Rahmen eines Völkerbunds angesichts der Globalisierung zugunsten eines Weltbundesstaats korrigiert werden muss. Kants rechtsphilosophische Argumentation fordere die Rechtsgeltung dieser Weltrepublik von Beginn an: „Die Vernunft gebietet für Kant ganz eindeutig die Weltrepublik und damit ein zwangsbefugtes Weltinnenrecht“ (184). Im Schluss kommt Hölzing zu der Beurteilung, dass der „moderne kosmopolitische Republikanismus“ im Gegensatz zur „reinen Demokratie“ – der Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit – „ein extensional weiterer Begriff“ (194) sei. Neben der Volkssouveränität umfasse er auch „Konstitutionalismus, Macht- und Gewaltenteilung, Repräsentation, Verfassungsgerichtsbarkeit und Weltbürgerrecht“ (195). Weil sich Menschenrechte und Demokratie laut Hölzing nicht mehr nationalstaatlich umsetzen lassen, müsse sich die Republikanismustheorie angesichts der Spezifika ihrer geschichtlichen Entwicklungsstufen zwingend global entwickeln. Hölzing argumentiert insgesamt auf hohem Abstraktionsniveau. Was ein wenig fehlt, ist ein Kommentar dazu, inwiefern der Republikanismus auch in der postnationalen Konstellation durch den Aspekt des Gemeinwillens vom Liberalismus zu unterscheiden ist.
Ulf Kemper (UK)
M. A., Politikwissenschaftler, Philosoph, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaften, Universität Duisburg-Essen.
Rubrizierung: 5.3 Empfohlene Zitierweise: Ulf Kemper, Rezension zu: Philipp Hölzing: Republikanismus und Kosmopolitismus. Frankfurt a. M./New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33909-republikanismus-und-kosmopolitismus_40636, veröffentlicht am 16.06.2011. Buch-Nr.: 40636 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken