Erstmals sind Gesprächsprotokolle und außenpolitische Unterlagen Chruschtschows der Öffentlichkeit zugänglich. Diese Tatsache und der 50. Jahrestag des Mauerbaus sind Grund genug, Interessierten einen generellen Überblick über die Dokumente zu ermöglichen. „Auf ins einzelne gehende Interpretationen wurde bewusst verzichtet, um dem Benutzer der Dokumentation eine möglichst unbeeinflusste Lektüre zu ermöglichen“ (1). Wettig führt deshalb auf nur gut 13 Seiten in die Vorgeschichte und Entwicklung in den Jahren 1960-62 ein. Der knappen Darstellung folgt eine Chronologie wichtiger politischer Ereignisse, die dem Leser das zeithistorische Verstehen der Dokumente erleichtert. Weitere Hilfe bieten die umfangreichen Fußnoten innerhalb der Dokumente, in denen politische und persönliche Zusammenhänge erläutert werden sowie auf andere Gespräche und Reden verwiesen wird. Die veröffentlichten Akten enthalten natürlich die für den Ost-West-Konflikt maßgeblichen Gespräche zwischen Chruschtschow und der amerikanischen, britischen und westdeutschen Seite. Daneben sind aber auch Ausschnitte abgedruckt, die den innerkommunistischen Konflikt dokumentieren. Dies zeigt sich beispielsweise in einem Gespräch zwischen dem KPdSU-Vorsitzenden und dem jugoslawischen Außenminister Popović am 8. Juni 1961, in dem Chruschtschow am Ende klarmacht: „Im [Entwurf unseres Partei-] Programm[s] ist natürlich die Kritik des jugoslawischen Revisionismus enthalten. Unsere Differenzen in entscheidenden prinzipiellen Fragen sind Ihnen wohlbekannt. […] Und Sie haben uns auch nicht vergessen in Ihrem revisionistischen Programm, das Sie vor einigen Jahren verabschiedet haben.“ (273). Der Band ist die erste Veröffentlichung einer vierteiligen Dokumentationsreihe, die vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin herausgegeben wird.