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Gisela Notz

Feminismus

Köln: PapyRossa Verlag 2011; 131 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-89438-453-1
Die Sozialwissenschaftlerin Notz, die sich bereits durch eine Reihe von Publikationen zum Themenbereich Frauen- und Geschlechterforschung einen Namen gemacht hat, bietet mit diesem schmalen Band eine Einführung in den Feminismus. Zunächst definiert sie diesen vieldeutigen Begriff, der für historische und aktuell stark divergierende Positionen beziehungsweise Theorien steht, wie etwa den Öko- oder Cyberfeminismus: „Feminismus stellt die kapitalistisch-patriarchalisch geprägte Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, die alle Menschen beschädigt, und die patriarchalen Geschlechterverhältnisse, die das Leben der Frauen beeinflussen, in den Mittelpunkt der Kritik und entwickelt Handlungsstrategien zur Veränderung“ (12 f.). Der Begriff bezeichne sowohl eine politische Theorie als auch eine soziale Bewegung und mittlerweile auch eine wissenschaftliche Disziplin. Ins Zentrum der Betrachtung stellt Notz die Geschichte des Feminismus westlicher Prägung und lässt die historischen Konturen und wechselnden politischen Bedeutungen hervortreten. Ihre Zeitreise beginnt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, sie geht dabei auch auf den französischen Gesellschaftstheoretiker Charles Fourier ein, der als „Erfinder“ (37) des Begriffs Feminismus gilt. Während die Französische Revolution von 1789 laut Notz als Ausgangspunkt der politischen Ideengeschichte des modernen Feminismus bezeichnet wird, verortet sie den Anfang einer dauerhaft organisierten feministischen Bewegung in der Revolution von 1848. Welche Kämpfe um Bildungszugänge sowie politische und wirtschaftliche Teilhabe die Frauen in den unterschiedlichen Zeitphasen geführt haben, schildert die Autorin eindrucksvoll. Dies wird auch in den Kapiteln zu den Neuen Frauenbewegungen in den 1960er- und 1970er-Jahren deutlich, wenn sie etwa die Auseinandersetzungen um die Abschaffung des Paragraphen 218 oder den Kampf gegen Gewalt an Frauen beschreibt. Dabei wird die feministische Bewegung in der DDR einbezogen. Notz kritisiert, dass sich die Frauenbewegungen nach der deutschen Einheit weitgehend entpolitisierten. Gender Mainstreaming und Gleichstellungspolitik dominierten die frauenpolitische Diskussion, dabei sei die feministische Bewegung in die „Defensive“ (118) geraten. Doch der „Feminismus als demokratisches Projekt“ (121) habe sich, so Notz’ Hoffnung, noch lange nicht erledigt. Es gebe ausreichend Anzeichen dafür, dass die Ziele der Neuen Frauenbewegungen nicht aufgegeben werden.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.36 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Gisela Notz: Feminismus Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33651-feminismus_40304, veröffentlicht am 08.12.2011. Buch-Nr.: 40304 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken