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Marcel Rosenbach / Holger Stark

Staatsfeind WikiLeaks. Wie eine Gruppe von Netzaktivisten die mächtigsten Nationen der Welt herausfordert

Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2011; 335 S.; 2. Aufl.; brosch., 14,99 €; ISBN 978-3-421-04518-8
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ war als exklusiver journalistischer Partner in Deutschland hautnah dabei, als eine Gruppe von Netzaktivisten um den Australier Julian Assange Ende November 2010 mit der Veröffentlichung von knapp 300.000 US‑Botschaftsdepeschen aus aller Welt im Internet den wohl bisher größten Coup landete, der je im Zusammenhang mit WikiLeaks, der Enthüllungsplattform für geheime Regierungsdokumente, stand. Ihm schloss sich eine beispiellose Auseinandersetzung zwischen staatlichen Institutionen auf der einen und Netzaktivisten auf der anderen Seite an, die oft als der erste große, vor allem asymmetrische „Cyberkrieg“ der Geschichte bezeichnet wird. Die Spiegel‑Redakteure Rosenbach und Stark hatten zu verschiedenen Zeitpunkten in der Entwicklung von WikiLeaks die Gelegenheit, sowohl mit Julian Assange persönlich als auch mit zahlreichen anderen Anhängern und Mitarbeitern der Plattform zu sprechen. Sie erzählen in ihrem Buch eine spannende Geschichte um Moral, Demokratie, Journalismus, Spionage, Verrat und menschliche Hybris, wie sie der breiten Öffentlichkeit meist nur durch Hollywood‑Inszenierungen bekannt ist. Der journalistische, Spiegel‑typische Schreibstil der Autoren, die Vielzahl an Hintergrundinformationen und Anekdoten machen den Band zu einem leicht lesbaren Erlebnis. Rosenbach und Stark zeigen eine – für einen Profiteur der Veröffentlichungspolitik der Website – unerwartet kritische Distanz zu WikiLeaks und Assange. Es werden sowohl die Argumente der Befürworter als auch der Gegner von WikiLeaks nachvollzogen, wobei die Autoren stets darauf bedacht sind, die eigene Rolle in diesem Prozess als die des verantwortungsvollen Redakteurs darzustellen, der im Gegensatz zu den Initiatoren von WikiLeaks öfter eine qualitative Abwägung der Chancen und Gefahren einer weltweiten Veröffentlichung von Geheimdokumenten vornimmt. Deutlich wird in der Betrachtung auch, wie eng die Organisation bzw. die Website mit der Persönlichkeit, dem Lebensweg und den Wertvorstellungen ihres Gründers verbunden ist, sowohl was ihre Entstehung als auch die weitere Entwicklung betrifft.
Fabian Beigang (FB)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.45 | 2.22 | 2.64 | 4.41 | 2.63 | 2.68 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Fabian Beigang, Rezension zu: Marcel Rosenbach / Holger Stark: Staatsfeind WikiLeaks. Stuttgart: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33647-staatsfeind-wikileaks_40298, veröffentlicht am 13.04.2011. Buch-Nr.: 40298 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken