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Joachim Bischoff / Knut Persson / Norbert Weber

Tatort HSH Nordbank. Über "Bankenrettungen", Landesbanken und Schlammschlachten

Hamburg: VSA 2010; 163 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-89965-445-5
Die 2003 aus der Fusion der beiden Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangene HSH Nordbank wurde von der Finanzkrise 2007 besonders hart getroffen und musste zu ihrer Rettung Milliardenkredite in Anspruch nehmen. Wegen des Vorwurfs illegaler Geschäftspraktiken und der Profitgier sowie des Verdachts der Untreue gegen damalige Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder wurden zwei Parlamentarische Untersuchungsausschüsse (in Kiel und Hamburg) eingesetzt, um die Ursachen dieser Bankenkrise zu ergründen. Die Autoren dieser Studie sind als linke Ökonomen und – im Fall von Bischoff und Weber – als Mitglieder des PUA Hamburg besonders prädestiniert, über die Hintergründe und den Verlauf der skandalträchtigen Bankenkrise aufzuklären. Wer sich also die Ereignisse und Einzelheiten dieses heiklen Politikums mitsamt seiner Skandale und Intrigen vergegenwärtigen möchte, findet dies in gebündelter Form in dieser Studie. Die Autoren blicken aber auch über den eigentlichen Fall HSH Nordbank hinaus und nehmen ihn zum Anlass, sich kritisch mit der internationalen Finanzkrise insgesamt auseinanderzusetzen. Die Nordbankkrise sehen sie als Beispiel für die Anfälligkeit des (Landes-)Bankensystems insgesamt. Sie erläutern die eigentliche Funktion und Aufgaben der Landesbanken und stellen dar, wie diese, nicht zuletzt unter dem Deregulierungsdruck der EU, zu den sogenannten Kreditersatzgeschäften gezwungen waren, durch die die HSH Nordbank in die Schieflage geriet. Mit deren Scheitern – „und damit der Landesbanken schlechthin – ist nicht nur deren ‚Geschäftsmodell’ gescheitert, sondern auch das von Deregulierung, Privatisierung und Steuersenkung. Gescheitert ist nicht einfach nur eine politisch beförderte Ökonomie, die Vermögensblasen als unvermeidliche Phänomene in Kauf nahm, sondern gescheitert ist die neoliberale Gesellschaftskonzeption der zurückliegenden Jahrzehnte“ (33), urteilen die Autoren. Sie plädieren für die Neuordnung des Bankensystems und fordern insgesamt eine stärkere demokratische Kontrolle und politische Regulierung des Kapital-, Waren- und Dienstleistungsverkehrs.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.325 | 2.331 | 2.35 | 2.342 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Joachim Bischoff / Knut Persson / Norbert Weber: Tatort HSH Nordbank. Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33408-tatort-hsh-nordbank_39972, veröffentlicht am 24.03.2011. Buch-Nr.: 39972 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken