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Ulf Hahne (Hrsg.)

Globale Krise – Regionale Nachhaltigkeit. Handlungsoptionen zukunftsorientierter Stadt- und Regionalentwicklung

Detmold: Verlag Dorothea Rohn 2010; 219 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-939486-54-1
Im Spannungsfeld von „globaler Krise und regionaler Nachhaltigkeit“ (7) bewegen sich die zehn Einzelbeiträge, die in vier thematische Gruppen gegliedert sind. Dabei dürfte insbesondere die erste Gruppe mit den Artikeln von Ulrich Brand und Daniel Deimling wegen ihres Überblickscharakters von besonderem Interesse sein. Mit seinem Begriff der „multiplen Krise“ (9) will Brand eine „alternative Krisendeutung“ (13) der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise etablieren und einen Prozess der „emanzipatorischen Veränderung“ anstoßen, da bestehende Gegenwartsdiagnosen und Handlungsempfehlungen den gegebenen Handlungs- und Referenzrahmen der kapitalistischen Wirtschaftslogik nicht durchbrächen. Vielmehr komme es entgegen der vorherrschenden Krisendeutungen darauf an, „den inneren Zusammenhang der Krisen zu entschlüsseln und daraus gesellschaftspolitische Konsequenzen zu ziehen.“ (25) Wünschbare gesellschaftspolitische Konsequenzen sieht Brand etwa in der nachhaltigen Abkehr von einer auf Ressourcenausbeutung gründenden Ökonomie sowie der durchgängigen Demokratisierung von politischen Institutionen und Entscheidungsverfahren. Neben diesem einleitenden, sich selbst als „progressiv“ (21) beschreibenden Abgesang auf das „neoliberale und imperiale Paradigma“ (20) der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung unternimmt Deimling den leider am Ende wenig aussagekräftigen Versuch, die Ursachen der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise zu ergründen. Ausgehend von der Feststellung, dass es „ein himmelhoher Unterschied [sei], ob jemand von der Finanzkrise, von der Wirtschaftskrise oder gar von der Kapitalismuskrise“ (30) spreche, analysiert Deimling unter Rückgriff auf Adam Smith und die marxistische Ökonomie sowohl die kapitalistischen Systembedingungen wie auch einzelne in diesem System handelnde Akteure als mögliche Ursachen für die Wirtschaftskrise. Sein Fazit: Es sei schwer zu beurteilen, inwieweit genau das systemschädliche Verhalten einzelner Akteure zum Entstehen der Krise beigetragen habe; die Gier bleibe als ambivalenter Begriff potenzieller Totengräber und zugleich auch Antrieb „zur Rettung der Welt“ (46).
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.21 | 2.2 | 2.262 | 2.263 | 2.4 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Ulf Hahne (Hrsg.): Globale Krise – Regionale Nachhaltigkeit. Detmold: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33328-globale-krise--regionale-nachhaltigkeit_39860, veröffentlicht am 19.01.2011. Buch-Nr.: 39860 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken