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Egon Bahr / Reinhard Höppner

Die SPD und die Linke. Einsichten aus West und Ost

Berlin: vorwärts buch GmbH 2010; 110 S.; 10,- €; ISBN 978-3-86602-043-6
„Die Vorstellung Willy Brandts von einer ‚Mehrheit links von der Mitte’ hat im Jahre 2010 für unser Land eine neue Aktualität gewonnen“ (7). Diese neue Konstellation, die durch das Aufkommen der Linken entstand, nehmen die beiden Sozialdemokraten Bahr und Höppner zum Anlass, „nicht nur die Sicht verschiedener Generationen, sondern auch die Sicht aus Ost und West“ (9) auf das Thema darzustellen. Der Ältere der beiden Autoren (Bahr) zeichnet in seinem Beitrag „[d]ie langen Linien der Geschichte“ (10) nach, wobei er am Ende des 19. Jahrhunderts anfängt. Das Ganze gleicht deshalb einer Tour d’Horizon. Für die Zeit nach 1945 legt Bahr seine Erinnerungen an die Entwicklung der Bundesrepublik und der SPD vor, was durch die Schilderung von eigenen Erlebnissen interessant gestaltet wird. Außerdem befasst sich der Autor mit der großen Politik: „Es wäre eine Erleichterung für Amerika, wenn es in der interpolaren Welt der Zusammenarbeit eine Gruppe gäbe, die neben dem American Way of Life einen gesellschaftspolitisch unterscheidbaren European Way of Life repräsentiert.“ (47) Auf das Verhältnis der SPD zur Linken geht Bahr nur am Rande ein, indem er betont, dass es auch heute auf der Bundesebene nur vier koalitionsfähige Parteien (SPD, CDU/CSU, FDP, Grüne) gebe. Hingegen beschäftigt sich Höppner, der als sachsen-anhaltischer Ministerpräsident von der PDS toleriert wurde, in seinem Teil des Buches deutlich intensiver mit dem Verhältnis beider Parteien. Dabei stellt er fest, dass „[m]oralische Generalvorwürfe wegen der Zusammenarbeit mit ehemaligen Mitgliedern der SED […] völlig unangebracht“ (61) seien, und fordert eine „inhaltliche Auseinandersetzung mit der Linken“ (88), in die die Außen- und die Wirtschaftspolitik einbezogen werden sollten. Insgesamt wird die Linke auf der Landesebene als koalitionsfähig angesehen, nicht aber auf der Bundesebene: „Für eine Koalitionsfähigkeit der Linken“, schreiben Bahr und Höppner in ihrem Abschlusskapitel, „kann niemand eine Prognose stellen. Das bestimmt diese Partei allein“ (108).
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.331 | 2.313 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Egon Bahr / Reinhard Höppner: Die SPD und die Linke. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33207-die-spd-und-die-linke_39702, veröffentlicht am 22.12.2010. Buch-Nr.: 39702 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken