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Marcel Machill / Markus Beiler / Johannes R. Gerstner (Hrsg.)

Medienfreiheit nach der Wende. Entwicklung von Medienlandschaft, Medienpolitik und Journalismus in Ostdeutschland

Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH 2010; 429 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-86764-267-5
20 Jahre nach dem Fall der Mauer präsentiert der Lehrstuhl Journalistik II der Universität Leipzig Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Neuordnung des Mediensystems in den neuen Bundesländern. Betrachtet werden Rundfunk, Presse und Verlage, Filmwirtschaft, Internet, Medienkompetenz und Medienausbildung. Die Herausgeber halten eine solche Bestandsaufnahme für überfällig. Im Vergleich zur umfassenden politikwissenschaftlichen Aufarbeitung der Transformation sei bemerkenswert, „dass es bei der Aufarbeitung des Prozesses der Entwicklung von Medienlandschaft, Medienpolitik und Journalismus eine Beißhemmung der kommunikationswissenschaftlichen Forschung gibt. […] Dabei bietet gerade die Entwicklung der ostdeutschen Medienlandschaft eine gute Gelegenheit, auf der einen Seite positive medienpolitische Innovation und auf der anderen Seite negative machtpolitische Einflussnahme zu analysieren.“ (12 f.) Eine solche Innovation zeige sich in der Etablierung der inneren Pressefreiheit im brandenburgischen Pressegesetz, wonach die Unabhängigkeit der Redakteure von den Vorgaben der Verlage garantiert ist. Angesichts der zunehmenden Konzentration der Presse in den Ländern halten Trautloff und Brühler diese Regelung für nachahmenswert. Im Bereich des Rundfunks bedauern Hoff, Holzschuh, Lewandowski und Peters, dass sich kein eigenständiges ostdeutsches Rundfunksystem habe etablieren können. Großen Reformbedarf sehen Friedrich und Hommel bei der Organisation der Landesmedienanstalten. Hier sei die enorme Einflussmöglichkeit von Parteien und staatlichen Organen bedenklich. In der Presselandschaft habe nach einer kurzen Blütezeit von Neugründungen – begünstigt von der Privatisierungspolitik der Treuhand – ein enormer Konzentrationsprozess eingesetzt: „‚Dank‘ der Treuhand wurden die wesentlichen Strukturen des von der SED geschaffenen Pressemarkts dauerhaft festgeschrieben. Die Privatisierungspraxis ist das wohl prominenteste Beispiel für – fast fahrlässig – nicht genutzte Möglichkeiten zur Gestaltung eines publizistisch vielfältigen ostdeutschen Mediensystems.“ (24) Diese Diagnose der nicht genutzten Möglichkeiten kann auch als Fazit für praktisch alle weiteren Einzelstudien gezogen werden.
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.333 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Marcel Machill / Markus Beiler / Johannes R. Gerstner (Hrsg.): Medienfreiheit nach der Wende. Konstanz: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33152-medienfreiheit-nach-der-wende_39619, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 39619 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken