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Susanne Schmidt

Markt ohne Moral. Das Versagen der internationalen Finanzelite

München: Droemer 2010; 208 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-426-27541-2
Die Nationalökonomin, Bankerin und Wirtschaftsjournalistin Susanne Schmidt gibt einen Einblick in die Welt des Londoner Investmentbanking. Schmidt lässt die spannende Finanzwelt der Londoner City mit ihren Dependancen in der Canary Wharf und Mayfair durch ihre pointierte und genaue Beobachtung lebendig werden. Sie selbst emigrierte im Zuge der terroristischen Bedrohung der RAF im Jahr 1979 nach London. Damals waren die Merchant Banks noch fest in den Händen der etablierten Familien. Aber unter Margaret Thatcher herrschte Aufbruchsstimmung in der City und die Konservativen versuchten die elitären Strukturen in Politik und Finanzwelt aufzubrechen. Jeder sollte etwas werden können. Die Londoner City erwirtschaftet vier Prozent des britischen BIP. Auch unter Tony Blair wurden die von Thatcher angestoßenen Reformen hin zu einer Finanzdienstleistungsgesellschaft weiter verfolgt, schreibt Schmidt. Sie spricht von einer „Financialisation“ (23) und verweist in diesem Zusammenhang auf das expotenzielle Wachstum der Finanzmärkte und die rasant gestiegene Zahl der Finanzprodukte. Schmidt kritisiert, dass die britische Politik selbst nach der Finanzkrise eine allzu strenge Regulierung der Banken vermeide, um die Position der Londoner City als erstem europäischem Finanzplatz zu erhalten. Den Versuch von New Labour, die Banken in ein engeres Bonuskorsett einzuschnüren, bewertet sie dann auch als eine kosmetische Maßnahme. In dem gegenwärtig in der Finanzwelt vorherrschenden einseitig am Shareholder-Value ausgerichteten Denken sieht Schmidt eine Gefahr mit globalen Implikationen. Diese sei durch den weltweiten Anstieg der Armut im Zuge der Finanzkrise besonders deutlich geworden. Die Autorin geht davon aus, dass künftig kurzfristige Finanzmarktschwankungen die Investitionsentscheidungen der Realwirtschaft noch stärker bestimmen würden und die Financialisation weiter fortschreiten werde, wenn die Entwicklungen der letzten Jahre nicht zurückgedrängt würden. Schmidt fordert daher für die Finanz- und Realwirtschaft nachhaltige, sich an langfristigen Zielsetzungen orientierende Geschäftsmodelle.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.43 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Susanne Schmidt: Markt ohne Moral. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33063-markt-ohne-moral_39504, veröffentlicht am 15.12.2010. Buch-Nr.: 39504 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken