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Muhammad Yunus

Social Business. Von der Vision zur Tat. Aus dem Amerikanischen von Werner Roller

München: Carl Hanser Verlag 2010; XIII, 274 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-446-42351-0
Der Autor schildert seine „Idee zu einer neuen Art von Kapitalismus und einer neuen Art von Unternehmen“ (1). Yunus wurde 2006 für sein Konzept der Mikrokredite mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Bereits mit dieser innovativen Institution hatte er sich gegen eine herrschende Meinung in Bankkreisen durchgesetzt: Arme seien nicht kreditwürdig. Die „Banken verweigern nahezu zwei Dritteln der Weltbevölkerung jede Art von Finanzdienstleistung“ (7). Doch die Rückzahlquote der von ihm gegründeten Grameen-Bank liegt bei 98 Prozent, und sie vergibt monatlich Kleinkredite im Volumen von 100 Mio. Dollar, dazu kommen 50.000 Studienstipendien und zahlreiche andere Projekte. Diese Erfahrungen, so Yunus, haben ihm gezeigt, dass auch der arme Mensch selbstverantwortlich seine Existenz verwalten könne und: „Die Armut wird nicht von den Armen gemacht“ (7), sie werde vom System erzeugt. Es gebe, führt er aus, einen grundlegenden Fehler im theoretischen Konstrukt des Kapitalismus. Dieser Fehler beruhe auf einem eindimensionalen Menschenbild, das davon ausgehe, dass ein optimales Ergebnis für die Gesellschaft erreicht werde, wenn dem eigennützigen Gewinnstreben keinerlei Beschränkungen auferlegt würden. Doch der Mensch habe daneben auch altruistische Züge, sei ein soziales Wesen und bedürfe vor allem der Sinnhaftigkeit seiner Tätigkeiten. Daher plädiert der Autor für die neue Unternehmensform des Social Business. Erstes Unternehmensziel müsse sein, einen sozialen Missstand zu beheben, Gewinn dürften die Unternehmen nicht machen, der Mehrwert müsse ins Unternehmen reinvestiert werden. Und er hat gute Argumente, warum das funktionieren sollte: „Ein Social Business arbeitet ohne den Druck, Gewinn für die Eigentümer zu erwirtschaften“ (18). Damit sind die Investitionsmöglichkeiten breiter. Erste Versuche in Bangladesch zeigen, dass das Modell funktioniert. Auch Unternehmen nach dem Prinzip des Social Business müssen ihre Kosten decken und im Wettbewerb bestehen. Es sei jedoch dringend nötig, dass die Regierungen entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, „denn bisher deckt keine traditionelle Unternehmensform dieses Modell ab“ (153).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.22 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Muhammad Yunus: Social Business. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32923-social-business_39324, veröffentlicht am 24.11.2010. Buch-Nr.: 39324 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken