„In Österreich kann Verweigerung von politischer Information ohne Übertreibung als Massenphänomen angesehen werden“ (12), fasst die Autorin die Ergebnisse ihrer empirischen Studie zusammen. Mit Tiefeninterviews und telefonischen Befragungen von ca. 500 erwachsenen Personen in Nordtirol hat sie die Gründe und Motive für die Ablehnung politischer Inhalte untersucht und darüber hinaus nach der Rolle von Politik und Medien für die zunehmende Politikdistanz und den daraus folgenden Konsequenzen gefragt. Theoretische Basis bildet die Verbindung der Politikverdrossenheitsforschung mit kommunikationswissenschaftlichen und sozialpsychologischen Ansätzen. Die Autorin stellt die Abstinenz gegenüber politischen Medieninhalten als ein äußerst vielschichtiges Phänomen dar. Verweigerer seien in allen sozialen Schichten und Generationen zu finden und weder mit Nichtwählern noch mit Menschen, die Medienkonsum grundsätzlich ablehnen, zu verwechseln. Auch Verweigerer nutzten ein breites Medienangebot. Die Ablehnung politischer Inhalte müsse sich nicht auf die Politik allgemein beziehen, sondern könne sich auf bestimmte Politikbereiche beschränken. Als das Desinteresse auslösende Faktoren führt Werlberger beispielsweise häufige Wiederholungen von Themen, Skandalisierungen, Tatsachenverfälschungen und Provokationen an. Ausschlaggebend seien somit weniger die Inhalte an sich, sondern die Art der Aufbereitung von Medieninhalten. Auf der Seite der Politik sei es die „Selbstüberforderung“ der politischen Systeme sowie „mangelnde Integrität und Responsivität“ (132), die die Skepsis der Menschen fördern. Insgesamt sieht die Autorin mit dieser „Pionierstudie“ (18) ihre These bestätigt, dass unter bestimmten Umständen in jedem Menschen das Potenzial zur Verweigerung stecken kann.