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Werner Kremp / Berthold Meyer / Wolfgang Tönnesmann (Hrsg.)

Entangling Alliance. 60 Jahre NATO: Geschichte - Gegenwart - Zukunft

Trier: WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier 2010 (Atlantische Texte 34); 210 S.; 23,50 €; ISBN 978-3-86821-233-4
Aus Anlass ihres 60. Gründungsjubiläums am 4. April 2009 diskutierten die Teilnehmer der 19. Frühjahrsakademie „Sicherheitspolitik“ der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung und der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz die Rolle der NATO. Gestützt auf die Aussagen seines Buches „Die Politik der Verantwortung“ (siehe Buch-Nr. 35508) zeichnet Detlef Bald nach, wie der 1969 ernannte Verteidigungsminister Helmut Schmidt um die Rückeroberung des Primats der Politik über das mächtige militärische Bündnis aus NATO und Bundeswehr kämpfte. Bald verweist darauf, dass die Kontrolle über den Einsatz von Atomsprengkörpern, den ADMs, bei Schmidts Amtsantritt noch ausschließlich beim Militär lag, und dieses selbst bei einem Ersteinsatz zu keiner politischen Konsultation verpflichtet war. Schmidt konsultierte daher umgehend den amerikanischen Außenminister Melvin Laird über politische Richtlinien für den taktischen Einsatz von Nuklearwaffen. Da beide Minister gleichermaßen davon überzeugt waren, dass das Militär diese politische Einflussnahme nicht ernst nehmen würde, entschieden sie sich für eine Unterbindung des schnellen Zugriffs auf die Atomwaffen, indem sie die amerikanischen ADM-Lager an der Grenze räumten und ins Hinterland verlegen ließen. Des Weiteren beschreibt Bald die sogenannten „Four German No's“ (139 ff.) als wichtigen Schritt für die Erlangung der politischen Kontrolle über den Einsatz von Atomwaffen von deutschem Boden aus. Diese betrafen die Stationierung, die verzugslose Freigabe, den Schutz der Zivilbevölkerung und den Bau von ADM-Schächten. Damit sei es Schmidt gelungen, die alte Automatik der militärischen Abläufe zu durchkreuzen. Joachim A. Koops beleuchtet die aktuellen Beziehungen zwischen NATO und der Europäischen Union. Er stellt fest, dass diese in der Zeit des Kalten Krieges nahezu nicht existent waren und sich inzwischen zu einem sehr komplexen Phänomen entwickelt haben. Trotz des in Berlin im März 2003 unterzeichneten Berlin-Plus-Abkommens vermisst er zwischen beiden Organisationen allerdings eine übergeordnete Strategie und gemeinsame Aktivitäten, die über die vom Autor als eher technisch charakterisierte gegenwärtige Kooperation hinausgingen.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.3 | 4.2 | 4.21 | 4.22 | 3.6 | 4.41 | 2.61 | 2.324 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Werner Kremp / Berthold Meyer / Wolfgang Tönnesmann (Hrsg.): Entangling Alliance. Trier: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32908-entangling-alliance_39307, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 39307 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken