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Helmut Konrad / Monika Stromberger (Hrsg.)

Die Welt im 20. Jahrhundert nach 1945

Wien: Mandelbaum Verlag 2010 (Globalgeschichte: Die Welt 1000-2000); 368 S.; 28,- €; ISBN 978-3-85476-325-3
Dieser Band ist Teil einer auf acht Bände angelegten Reihe zur Geschichte des zweiten Jahrtausends, mit der „globalgeschichtliche Entwicklungslinien gleichrangig in verschiedenen räumlichen Kontexten“ dargestellt werden. Damit soll, schreiben die Herausgeber der Gesamtedition Peter Feldbauer, Bernd Hausberger und Jean-Paul Lehners einleitend, der Universalismus der europäischen Geschichte relativiert werden. Im Mittelpunkt steht die „Interaktion verschiedener Weltteile bei der Konstruktion der Gegenwart“ (9). Damit erklärt sich, dass ein Schwerpunkt in diesem Band über das 20. Jahrhundert auf Asien als aufstrebende Region gelegt wurde. Unterschiede und parallele politische und ökonomische Entwicklungen in Ostasien beschreibt Rüdiger Frank. Er sieht in der Überwindung des Nationalismus die „wichtigste geistige und politische Herausforderung“ (57) der Region. „In dem Maße, wie das nationalistische Erbe des Kampfes um Souveränität und nachholende Entwicklung überwunden werden kann, wird Ostasien auch mehr und mehr zu einem aktiven Teil der globalen Gemeinschaft.“ (61) Die zunehmende Bedeutung Indiens als dominante Kraft in Südasien stellt Dagmar Hellmann-Rajanayagam heraus. Indien sehe sich international in seinen Standpunkten nicht ausreichend gewürdigt und es werde oft übersehen, dass sich das Land in über 60 Jahren Unabhängigkeit seine demokratische Struktur bewahrt habe. Vor dem Hintergrund des Konfliktes mit Pakistan werde deutlich, dass Indien sich offenbar an höheren moralischen Standards messen lassen müsse als andere Länder, schreibt die Autorin. Inzwischen sei das Land auf der internationalen Bühne angekommen und dessen Wahrnehmung „konzentriert sich nicht mehr auf Ghandis Gewaltlosigkeit, sondern auf die Helden Bollywoods“ (113). In weiteren Beiträgen werden bedeutende Merkmale und Ereignisse, die die Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten, zwar länderbezogen dargestellt, aber dabei in ihren internationalen beziehungsweise bi- oder multilateralen Dimensionen analysiert. Dazu zählen u. a. der Nahost-Konflikt, das Ende des Kalten Krieges und dessen Folgen für Europa, die in Afrika ausgebrochenen Konflikte sowie die durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 ausgelösten Entwicklungen. Diese sollten nicht im Verständnis eines Kampfes der Kulturen (nach Huntington) betrachtet werden, sondern, schreiben Konrad und Stromberger in Anlehnung an Popper, im Sinne eines Konflikts „um pluralistische versus holistische Konzepte quer durch alle Gesellschaften“ (12).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.1 | 2.6 | 4.41 | 4.43 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Helmut Konrad / Monika Stromberger (Hrsg.): Die Welt im 20. Jahrhundert nach 1945 Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32793-die-welt-im-20-jahrhundert-nach-1945_39164, veröffentlicht am 01.03.2012. Buch-Nr.: 39164 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken