Zwei Dinge kennzeichnen nach Gramms Auffassung den Staatsbürger als solchen: Einerseits sei er der staatlichen Gewalt unterworfen und zur Beachtung der Gesetze verpflichtet, andererseits halte er bei Wahlen den Schlüssel zur politischen Macht in den Händen. Der Autor kritisiert, dass das politische Verhalten des Staatsbürgers trotz seiner überragenden Bedeutung für die Demokratie häufig von Passivität geprägt sei. So hätten Staatsbürger zwar Rechte und Pflichten, allerdings gebe es keine Rechtspflicht zum politischen Engagement. Der Jurist Gramm erinnert an die Bedeutung dieses Engagements für die Funktionsfähigkeit der Demokratie. Er ist im Umkehrschluss der Meinung, dass diese nicht funktionieren könne, wenn die Bürger alle von ihrem Recht Gebrauch machten, sich nur für ihren eigenen Lebensradius zu interessieren und sich aus allen öffentlichen Angelegenheiten heraushalten würden. Daher fragt er, was einen Bürger über seine verbindlichen Rechtspflichten hinaus zum Staatsbürger macht. Er erörtert diesen Zusammenhang anhand politischer Reizthemen wie etwa der Wahlbeteiligung, der Politikverdrossenheit, des Glaubwürdigkeitsverlusts zahlreicher Politiker sowie anhand von Freund-Feind-Schemata in den Medien. Darüber hinaus stellt er die im Grundgesetz verankerten rechtlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf den Staatsbürger dar und erläutert ihre Rolle im Politikprozess. Gramm kommt zu dem Schluss, dass es die Staatsbürger selbst in der Hand hätten, sich für Politik zu interessieren, Fragen zu stellen und sich an Debatten und Wahlen zu beteiligen. Auch ihr Medienverhalten habe massive Rückwirkungen auf das Gesamtsystem. Alle Bürger stimmten als mediale Konsumenten von Politik täglich darüber ab, welche Art von Informationsversorgung sie wollten. Für den Autor ist das „Amt des Staatsbürgers das wichtigste in der Demokratie“ (247) und er fordert alle Staatsbürger dazu auf, dieses ernst zu nehmen und auszuüben.