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Thomas Sommerer

Können Staaten voneinander lernen? Eine vergleichende Analyse der Umweltpolitik in 24 Ländern

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 315 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17292-7
Politikwiss. Diss. Konstanz; Gutachterin: K. Holzinger. – „Was bringt politische Akteure dazu, eine bestehende Regulierung ändern zu wollen? Was sind die Impulse für Lernen und Wandel, und woran orientieren sich politische Entscheidungsträger bei der Suche nach einem geeigneten Modell?“ (16) Diesen Fragen widmet sich der Autor auf der Basis von Theorien und Mechanismen des Lernens in einer quantitativen Analyse am Beispiel der Umweltpolitik. Als Grundlage für die Operationalisierung von Policy-Lernen und Policy-Wandel dienen ihm Konzepte aus der Konvergenz- und Diffusionsforschung. Als Datenbasis verwendet er ein Sample zur Umweltpolitik von 22 europäischen Ländern, Japan und den USA über den Zeitraum von 1970 bis 2005. Für die Analyse der Umweltpolitik lassen sich die Daten entlang von drei Dimensionen der Politikgestaltung auswerten: die Neueinführung einer Politik, die Änderung des Repertoires und die Änderung des Regulierungsniveaus. Sommerer berücksichtigt eine Vielzahl von möglichen Erklärungsfaktoren für politischen Wandel, dazu zählen beispielsweise die Orientierung an erfolgreichen oder an kulturell ähnlichen Ländern sowie Aspekte wie Herdenverhalten, Wettbewerb, Unzufriedenheit mit dem Status Quo, weltpolitische Reputation eines Landes, Attraktivität eines Politikmodells oder Konditionalität und Harmonisierungsdruck. Anhand der Ergebnisse zum Politikwandel zeigt sich „einerseits die Vielseitigkeit der Formen des Wandels, andererseits kann eine Reihe von eindeutigen Trends identifiziert werden“ (203). So lässt sich beispielsweise für die Mitgliedstaaten der EU ein erheblicher Einfluss der EU-Harmonisierung feststellen. Zur Frage nach dem Zusammenhang von Lernen und Wandel hat die Untersuchung gezeigt, „dass Lernen zu einer Erhöhung des Regulierungsniveaus und zu einer Ausweitung von Politikrepertoires führen kann, und dass dabei die Orientierung an Vorreitern und Erfolgsmodellen eine herausgehobene Rolle spielt“ (278). Durch die Kombination verschiedener Analyseverfahren und die Verwendung eines neuartigen Datensatzes ist es dem Autor insgesamt gelungen, transnationale Lernprozesse in der Umweltpolitik umfassend darzustellen und lerntheoretische Erkenntnisse zur Erklärung von politischem Wandel zu gewinnen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.261 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Thomas Sommerer: Können Staaten voneinander lernen? Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32569-koennen-staaten-voneinander-lernen_38877, veröffentlicht am 09.02.2011. Buch-Nr.: 38877 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken