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Axel T. Paul / Alejandro Pelfini / Boike Rehbein (Hrsg.)

Globalisierung Süd

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Leviathan. Sonderheft 26/2010); 462 S.; 59,95 €; ISBN 978-3-531-17450-1
Nach dem Scheitern des sozialistischen Experiments sei nicht das erwartete Ende der Geschichte eingetreten, schreiben die Herausgeber, dieses habe sich vielmehr als „Beginn einer neuen Geschichte entpuppt“. Deren zentrales Charakteristikum, die Globalisierung, sei als „eine ‚Verlängerung’ oder ein neues Stadium der Modernisierung“ zu begreifen, allerdings „weit davon entfernt, Wirtschaft, Kultur und Politik weltweit zu standardisieren“ (12). Die den Band leitende These lautet entsprechend, „dass die Gesellschaften des globalen Südens nicht passgenau unter die vorhandenen, sozialwissenschaftlichen Theorien subsumiert werden können, sondern ein legitimer Gegenstand zur Bildung sozialwissenschaftlicher Theorien und der empirischen Forschung sind“ (9). Diesem Gedanken wird für das Fach zukunftsweisend nachgegangen. Für die drei Großregionen Lateinamerika, Afrika und Asien wird in überzeugenden Einzelstudien herausgearbeitet, wie verschieden die Modernisierungswege sind. Ein Beispiel ist die Konstituierung von Staatlichkeit in Ruanda, die Paul ausgehend von ihrer traditionelle Ausformung schildert. Damit wird der Blick eröffnet auf Wechselwirkungen mit kolonialen Regimen und vor allem auf die Rolle der Eliten bis in die Gegenwart hinein. Auch bei der weiteren Lektüre gewinnt man einen Eindruck davon, dass die Gesellschaften des globalen Südens „nicht denselben Zielen und Entwicklungspfaden“ (433, Rehbein) folgen wie die des Nordens, deswegen aber nicht zwangsläufig als unterentwickelt und vormodern gelten müssen. Pelfini illustriert dies mit seiner Kritik am Lamento über den Populismus in Lateinamerika. Seiner Ansicht sei dieser nicht unbedingt als antidemokratische politische Orientierung zu verstehen, „sondern als aussichtsreiche wirtschaftliche und politische Modernisierungsstrategie“ (250). Als eine der zentralen Frage überhaupt benennt Jessé Souza schließlich die nach einer Erklärung für die andauernde Armut. Er entwirft unter Rückgriff auf Bourdieu eine kritische Modernisierungstheorie, die den Menschen in sozialen Gruppen in den Mittelpunkt stellt. Rehbein plädiert ebenfalls für eine moderne kritische Theorie und ausgehend von Adorno für die Konzeption einer kaleidoskopischen Dialektik: „Man fügt viele fragmentarische Geschichten zu einem weder territorial noch logisch begrenzten Mosaik zusammen.“ (447)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.27 | 2.65 | 2.67 | 2.68 | 4.43 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Axel T. Paul / Alejandro Pelfini / Boike Rehbein (Hrsg.): Globalisierung Süd Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32565-globalisierung-sued_38868, veröffentlicht am 10.05.2011. Buch-Nr.: 38868 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken