Indien wird nach einer Schätzung des Bankhauses Goldman Sachs im Jahr 2050 die drittstärkste Weltwirtschaftsmacht sein. Gleichzeitig ist die Atommacht ein Land voller Widersprüche. Höchstleistungen in der Spitzentechnologie stehen alten Traditionen und gravierenden Umweltproblemen gegenüber. Die Autoren analysieren die wachsende politische Bedeutung Indiens in Asien und Europa, sein wirtschaftliches Potenzial, den Weg indischer Firmen von Konglomeraten zu Global Playern sowie den wachsenden indischen Energiebedarf und die daraus resultierenden Umweltprobleme. Die Politikwissenschaftlerin Kristina Schmelzer-Schwind verweist auf die Strukturschwächen des Landes. So müssten vor allem das verarbeitende Gewerbe von veralteten arbeitsrechtlichen Bestimmungen befreit und immense strukturelle Defizite beseitigt werden. Die Autorin kritisiert, dass keine indische Metropole über ein gutes öffentliches Nahverkehrssystem, eine funktionierende Müllabfuhr, eine störungsresistente Stromzufuhr oder eine gesicherte Versorgung mit sauberem Trinkwasser verfügt. Die entwicklungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Ute Koczy, diskutiert die Diskrepanz zwischen einer guten umweltpolitischen Gesetzgebung und ihrer mangelnden Umsetzung. Sie stellt fest, dass das demokratische Land im Vergleich zu China über gute Rahmenbedingungen zur ökologischen und sozial nachhaltigen Gestaltung seiner wirtschaftlichen Modernisierung verfügt. Darüber hinaus existiere in Indien eine lebendige umweltpolitische Szene, die auf demokratischem Wege gegen die Umweltzerstörung eintrete. Trotzdem sei die regionale Armutsbekämpfung für die Kommunen immer noch oberstes Ziel. Kocy kritisiert in diesem Zusammenhang, dass dabei immer noch vorrangig auf die ökonomische Entwicklung gesetzt werde, die aber nicht zuletzt von einem laut Transparency International zutiefst korrupten System geprägt werde.