Im nunmehr dritten Band einer Autorengruppe ehemaliger Diplomaten und Staatswissenschaftler der DDR zur außenpolitischen Praxis des zweiten deutschen Staates wird eine Gesamtbilanz gezogen. Dies geschieht als komplementäre Ergänzung aus der Sicht derjenigen, „die über Jahrzehnte hinweg diese Politik mitgestaltet und umgesetzt haben“ und ohne Absicht, „die alleinige Deutungshoheit zu beanspruchen“ (10). Faktisch liefern die Ausführungen jenseits des beigefügten Materialapparates wenig Neues, lediglich Passagen über die letzten Monate des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten/MfA bieten anekdotisch interessante Anschauungspunkte über die Dynamiken des Vereinigungsprozesses. Anschaulich tritt das Selbstverständnis der Autoren als Vertreter des (ursprünglich) besseren Deutschlands, entstanden aus den Erfahrungen von Faschismus und Weltkrieg und als bewusstes Gegenmodell zur Bundesrepublik, hervor. Dass trotz deren Alleinvertretungsanspruchs die DDR 1987/88 den Vorsitz der 42. UNO-Generalversammlung übernahm und schließlich zu 137 Staaten diplomatische Beziehungen pflegte, steht dabei aus Sicht der Autoren auf der Habenseite der Bilanz. Und dies obwohl sich die DDR-Außenpolitik, „auch bei taktischen Erfolgen, immer in der strategischen Defensive“ (19) befand. Ein kritisches Hinterfragen der eigenen Rollen und Strukturen findet in den Beiträgen leider nur stellenweise statt. So hätte man z. B. zur Steuerung der Außenpolitik des Landes aus dem SED-Zentralkomitee im Detail und aus Sicht der betroffenen Diplomaten gerne mehr erfahren. Der Großteil des Buches ist der reinen Faktendarstellung zur DDR-Außenpolitik gewidmet. Dazu dient eine 133-seitige Chronologie, die sich auf offizielle Verlautbarungen über außenpolitische Aktivitäten der DDR-Führung stützt, und die aus Sicht der Herausgeber zentrale Entwicklungsschritte abbildet. Außerdem gibt es eine namentliche Übersicht sämtlicher Leiter von DDR-Auslandsvertretungen sowie eine Zusammenstellung kurzbiografischer Angaben zu mehr als 350 der im Auswärtigen Dienst der DDR tätigen Minister, Staatssekretäre und Botschafter.