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Julia Iliopoulos-Strangas (Hrsg.)

Soziale Grundrechte in Europa nach Lissabon. Eine rechtsvergleichende Untersuchung der nationalen Rechtsordnungen und des europäischen Rechts. Teil 1: Nationale Berichte. Teil 2: Soziale Grundrechte in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Rechtsvergleich unter Berücksichtigung des Europäischen Rechts

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Menschenrechte 9); 1.211 S.; 178,- €; ISBN 978-3-8329-4984-6
Iliopoulos-Strangas und etwa 30 Mitautoren fassen in ihrem voluminösen Band die Entwicklung des Schutzes sozialer Grundrechte in der EU-15 zusammen und bieten in einem zweiten Teil einen rechtsvergleichenden Bericht unter Berücksichtigung des europäischen Rechts. Die Autoren analysieren im ersten Teil die Konzeption und die historische Entwicklung sozialer Grundrechte für alle Staaten der EU-15. Dazu untersuchen sie Rechtsquellen – von den jeweiligen Verfassungen bis zu Tarifverträgen, vom Gewohnheitsrecht bis zum Völkerrecht. Die Autoren differenzieren den schutzbedürftigen natürlichen Personenkreis nach Staatsangehörigen und Ausländern. Juristische Personen, wie etwa Vereinigungen ohne Rechtspersönlichkeit, werden ebenfalls am Rande behandelt. Der hohe Detaillierungsgrad der Untersuchungen zeigt sich besonders in der durchgängig in allen Beiträgen beibehaltenen Aufteilung in gerichtliche und außergerichtliche Schutzformen (z. B. Verwaltungsverfahren und Petitionsrecht) sowie in Schutzinhalte. Dabei werden auch aktuelle Themen wie beispielsweise die positive bzw. indirekte Diskriminierung berücksichtigt. Im zweiten Teil, der gut in einem eigenen Band hätte veröffentlicht werden können, beschreibt Iliopoulos-Strangas detailliert die Entwicklung sozialer Grundrechte in der EU. Sie berücksichtigt nationale, jedoch hauptsächlich europäische Rechtsquellen wie die EMRK und die Charta der Grundrechte der EU. Wer eine tief gehende Betrachtung der juristischen Quellenlage der im weiteren Sinne sozialen Grundrechte im „alten Europa“ sucht, wird in diesem Band einen guten Begleiter finden. Wer sich für die politikwissenschaftlichen Hintergründe interessiert, die zur Entwicklung der sozialen Grundrechte auf europäischer Ebene geführt haben, wird enttäuscht werden. Akteursorientierte Positionen und Modellkonzepte wie etwa die Mehrebenendimensionen bleiben unterbelichtet. Nichtsdestoweniger haben die Autoren für den rechtswissenschaftlichen Bereich ein Kompendium sozialer Grundrechte in der EU vorgelegt, das für einige Zeit seinesgleichen suchen wird.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.21 | 2.4 | 2.61 | 2.3 | 3.1 | 3.2 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Julia Iliopoulos-Strangas (Hrsg.): Soziale Grundrechte in Europa nach Lissabon. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32312-soziale-grundrechte-in-europa-nach-lissabon_38558, veröffentlicht am 09.06.2010. Buch-Nr.: 38558 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken