Die Autoren arbeiten den Völkermord an den Ovaherero durch die deutsche Kolonialmacht auf. Sie erörtern verschiedene Konzepte der Wiedergutmachung in Namibia und analysieren die Entwicklung der traditionellen Ovaherero-Gemeinschaften unter südafrikanischer Herrschaft. Der Schwerpunkt der Beiträge liegt in den Auseinandersetzungen um die öffentliche Versöhnung in Namibia. Darin einbezogen ist auch die Verbindung zwischen antikolonialistischen und nationalistischen Strömungen Namibias. André du Pisani erörtert die Rolle der SWAPO, der seit den 90er-Jahren dominierenden politischen Kraft Namibias. Er zeigt die enge Verbindung zwischen Nationalismus, Revolution und der Einheit des Landes auf und analysiert, inwieweit eine demokratische Konsolidierung immer noch durch die Nachwehen des Kolonialismus behindert wird. Eine bis heute spürbare Folge des Kolonialismus und des Genozides ist die ungleiche Landverteilung in Namibia. Phanuel Kaapama beleuchtet diesen Missstand vor dem Hintergrund ähnlicher Probleme in Kenia, Zimbabwe und Südafrika. Kaapama konstatiert, dass allen vier Staaten zum Zeitpunkt ihrer Unabhängigkeit eine hohe Erwartungshaltung in Bezug auf den Ausgleich kolonialer Ungerechtigkeiten gemeinsam gewesen sei. Als Konsequenz des Völkermordes von 1904 leben große Gruppen von Ovaherro im heutigen Botswana. Johann Müller weist nach, dass diese selbst unter der Herrschaft von Batawana- oder BaNgwato-Häuptlingen in zusammenhängend organisierten Gemeinschaften lebten. Nach dem 2. Weltkrieg gewährten diese Gemeinschaften namibischen Freiheitskämpfern Unterschlupf und unterstützten aus dem Exil erfolgreich den politischen Widerstand Namibias gegen eine Annexion an Südafrika.