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Worldwatch Institute (Hrsg.)

Zur Lage der Welt 2010. Einfach besser leben. Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil. Aus dem Englischen von Annette Bus, Thomas Pfeiffer, Kathrin Razum, Jochen Schimmang und Heinz Tophinke

München: oekom verlag 2010; 300 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-86581-202-5
Wir verbrauchen zu viel. Der Konsumismus ist geradezu ein kulturelles Paradigma der westlichen Welt. Mit unserer Wirtschaftsweise betreiben wir Raubbau an der Natur. Diese Diagnose hat man schon oft gehört. Die Autoren des Sammelbandes bleiben jedoch nicht bei dem Appell zur Einführung einer nachhaltigeren Wirtschaft stehen. Sie liefern vielmehr Beispiele dafür, wie man auf individueller, gesellschaftlicher und staatlicher Ebene den unausweichlichen kulturellen Umbruch erreichen kann. „Nachhaltigkeit muss in die Nordkurve der Fußballstadien“ (17), fordern Klaus Milke und Stefan Rostock in ihrer Bilanz des Klimaschutzes nach dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen. Nachhaltigkeit muss so selbstverständlich werden wie Konsum es heute ist. Dazu müssen die politischen Anreize entsprechend gesetzt werden, und die Bürger müssen ihre demokratischen Rechte wahrnehmen, um die notwendigen politischen Entscheidungen herbeizuführen. Der Sammelband zeigt, dass es dazu gute Ansätze gibt. Auf der gesellschaftlichen Ebene könnte es helfen, Traditionen wie etwa den Einfluss von Familien, Ritualen oder die materialismuskritische Einstellung der meisten Religionen zu nutzen. Unsere Kinder müssten von klein auf zu nachhaltigem Verhalten erzogen werden. Dem Staat weist Michael Maniates eine zentrale Rolle zu: Gesetze können die Wahlmöglichkeiten von Menschen und Unternehmen beschränken und diese zu ökologisch verträglicheren Kaufentscheidungen bewegen, betont er und liefert Beispiele für die Lenkungsfunktion des Staates. Michael Renner vom Worldwatch Institute argumentiert für einen neuen Sicherheitsbegriff, der die ökologische Gefährdung einbezieht. Dieser umfassende Sicherheitsbegriff ist in der Wissenschaft nichts Neues. Neu ist auch nicht die Forderung, Geld von den Verteidigungsbudgets zugunsten der Bekämpfung ökologischer Probleme abzuziehen. Überhaupt finden sich in dem Buch kaum wirklich neue Erkenntnisse. Es ist eine solide Zusammenfassung bekannter Tatsachen und Lösungsvorschläge. Darin liegt aber auch seine Qualität.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.45 | 2.26 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Worldwatch Institute (Hrsg.): Zur Lage der Welt 2010. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32234-zur-lage-der-welt-2010_38466, veröffentlicht am 28.09.2010. Buch-Nr.: 38466 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken