Die Suche nach einer gerechten Gesellschaftsordnung ist seit dem 19. Jahrhundert Kernbestand kirchlichen Denkens. Damals waren es die prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen des Industrieproletariats, die die katholische Kirche nach einem sogenannten dritten Weg zwischen dem individualistischen Liberalismus und dem kollektivistischen Marxismus suchen ließen. Heute ist es die Wirtschafts- und Finanzkrise, die von vielen Zeitgenossen als moralische Krise verstanden wird. Der Autor vertritt die Auffassung, dass nicht nur der Markt, sondern unsere ganze Gesellschaft gegenwärtig nach Regeln und Orientierung verlange. So müssten immer noch viele Menschen hungern, dem Klimawandel werde nicht entsprechend begegnet, viele Jugendliche seien von der Bildung ausgeschlossen, Migranten würden nicht vollständig in die Gesellschaft integriert und viele Menschen lebten perspektivlos von Harz IV und Minijobs. Kues sieht deshalb in der Familien- und Bildungspolitik eine hochwirksame Form präventiver Sozialpolitik. Er vertritt die These, dass die frühkindliche Förderung die zukünftige Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft sichere. Darüber hinaus fordert er dazu auf, Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialpolitik enger miteinander zu verzahnen. Als langjähriger Sprecher für gesellschaftliche Grundfragen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vertritt Kues programmatisch die christliche Sozialethik. So sind es denn auch die fünf Prinzipien der christlichen Sozialethik – Personalität, Gemeinwohlverpflichtung, Solidarität, Subsidiarität und Nachhaltigkeit – an denen er seine Analyse ausrichtet.