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Martin Forter

Falsches Spiel. Die Umweltsünden der Basler Chemie vor und nach "Schweizerhalle"

Zürich: Chronos Verlag 2010; 215 S.; 19,50 €; ISBN 978-3-0340-1007-8
Die Brandkatastrophe im Industriegebiet Schweizerhalle 1986 gilt als Anlass der Umkehr im Umwelt- und Sicherheitsdenken der Basler chemischen Industrie. Doch der Autor hinterfragt diesen Befund kritisch. Nur infolge von zwingendem Druck durch die Öffentlichkeit würde sich tatsächlich etwas ändern, erläutert er. Forter hat Einsicht in Dokumente beim Amt für Umweltschutz und Energie des Kantons Basel-Landschaft genommen sowie „zahlreiche vertrauliche Dokumente der Basler Chemie- und Pharmakonzerne“ (15) ausgewertet. Der Konzern Sandoz habe den Brandplatz so beispielsweise als Deponie benutzt, die wiederum mit den benachbarten Deponien anderer Unternehmen das Trinkwasser von 200.000 Bürgern der Region bedrohe. Die unzureichende Sanierung des Brandplatzes führe dazu, dass große Mengen hochgiftiger Substanzen in den Boden gelangten und in Richtung der Trinkwasserbrunnen flössen. Seit Mitte der 90er-Jahre, so der Autor, sei die Verschmutzung des Grundwassers nunmehr stärker, als es laut Sanierungsziel tolerierbar ist. Er weist auch auf fatale und fahrlässige Kooperationen zwischen Unternehmen und Behörden hin. So würden Übersichtsanalysen, die die tatsächliche Schadstoffbelastung aufzeigten, von beiden Seiten nicht beachtet. Als Beispiel führt Forter die Sanierung der Hirschackergrube in Grenzach-Whylen an. Diese war auf 14 Schadstoffe konzentriert. Bei Grabungen entdeckte man zwar nur wenige dieser Stoffe, dafür jedoch weitaus gefährlicheren Chemiemüll: „Trotzdem schliesst Roche die Sanierung ab und lässt den zusätzlich entdeckten Müll wieder zuschütten“ (214). Der Autor verurteilt zu Recht, dass die Unternehmen immer erst auf Druck der Öffentlichkeit und durch Beweise von Umweltorganisationen die tatsächliche Schadstoffbelastung ausweisen, aber auch dies immer nur so weit wie nötig. Hoch problematisch sei zudem, dass die Konzerne teils gemeinsame Deponien unterhalten haben. Infolge des Verursacherprinzips sei es daher enorm schwierig, die einzelnen Verschmutzungen und die damit verbundenen Sanierungsverpflichtungen den jeweiligen Konzernen zuzuordnen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.5 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Martin Forter: Falsches Spiel. Zürich: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32199-falsches-spiel_38407, veröffentlicht am 16.08.2010. Buch-Nr.: 38407 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken