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Katja Jung

Volk – Staat – (Welt-)Gesellschaft. Zur Konstruktion und Rekonstruktion von Kollektivität in einer globalisierten Welt

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 309 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-17063-3
Diss. LMU München; Gutachter: A. Nassehi. – In soziologischer Perspektive lösen sich durch die Globalisierung und internationale Entgrenzung Begriffe wie Staat, Nation und Volk zunehmend auf. Zurück bleibt ein verunsichertes Individuum, dessen Handeln einen neuen Rahmen und auch eine neue Identität angesichts aufgelöster gesellschaftlicher und staatlicher Strukturen sucht. Politisch bedeutet dies die neu aufgeworfene Frage nach Legitimation und Stabilität von Demokratie, soziologisch die Suche nach einem neuen Begriff von Kollektivität in der entstehenden Weltgesellschaft. Die Autorin will zu einer Neubestimmung dieses Begriffs kommen und fragt, wie Kollektivität erzeugt werden kann. Sie zielt auf eine Un- oder Unterbestimmtheit von Kollektivität, um der modernen Gesellschaft die Bewegungsfreiheit eines sich der weiteren Differenzierung anpassenden Ordnungsgefüges zu erlauben. Dem gehen umfangreiche Nachzeichnungen soziologischer Beobachter des Wandels der Moderne im 19. und 20. Jahrhundert voraus. Deren Analysen gibt sie als methodischen Ausgangspunkt im Sinne eines „Beobachte Beobachter dabei, was sie sehen.“(280) wieder. Wie beschreiben diese menschliches Handeln in der politischen und gesellschaftlichen Ordnung? Welcher Begriff von Kollektivität wird entwickelt? Indem Jung abschließend selbst auf Menschen in Kommunikationsbeziehungen rekurriert, gelingt es ihr, Bestimmungen von Differenz und Identität als Grundbedingungen von Kollektivität auszumachen, welche die modernen Gesellschaften enthalten. Die Soziologie muss die Eigendynamik dieser sich immer wieder selbst hervorbringenden Bedingungen wahrnehmen. Insofern bleibt der Einzelne gegenüber seinen Mitmenschen zwar anonym, Möglichkeiten von Kollektivierung sind dennoch kurzfristig, punktuell und situations- bzw. themenspezifisch denkbar. Jene Flexibilität und Unabhängigkeit eröffnet aus der Perspektive der Autorin auch die Möglichkeit von politischer Steuerung.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.42 | 5.41 | 4.1 | 5.3 | 5.2 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Katja Jung: Volk – Staat – (Welt-)Gesellschaft. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32092-volk--staat--welt-gesellschaft_38279, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 38279 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken