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Rolf Clement / Paul Elmar Jöris

Die Terroristen von nebenan. Gotteskrieger aus Deutschland

München/Zürich: Piper 2010; 294 S.; geb., 16,95 €; ISBN 978-3-492-05399-0
Die Autoren schildern die Geschichten von Terroristen, die sich innerhalb der deutschen Gesellschaft radikalisierten. Sie berichten im ersten Teil des Bandes u. a. ausführlich über die einzelnen Mitglieder der sogenannten Sauerlandgruppe und die sicherheitspolitischen Reaktionen des deutschen Staates. Im zweiten Teil beleuchten Clement und Jöris die Rahmenbedingungen des Terrors wie Islamseminare oder das Internet. Sie pflegen einen journalistisch-reportagehaften Stil. So formulieren sie, dass terroristische Taten immer wieder aus dem Nichts entstünden oder dass jeder Fehler des Staates in die Katastrophe führen müsse. Gleichwohl bemühen sich Clement und Jöris um eine Explikation der Ursachen des Terrors. Wenn sie die Frage aufwerfen, warum sich der islamistische Terrorismus ausgerechnet in unserer eigenen Gesellschaft entwickeln kann und zudem auch gegen uns selbst gerichtet ist, dann kommen sie auf die „‚Mutter aller Konflikte‘“ (20) zu sprechen, den Nahost-Konflikt. Die Palästinenser und mit ihnen die Muslime in aller Welt empfänden sich als Verlierer in dieser Auseinandersetzung und übertrügen dieses Gefühl auf andere Krisenregionen wie den Irak, auf Afghanistan, Tschetschenien oder den Iran und gewännen Sympathien bei jenen, die in Industrieländern leben, führen die Autoren aus. Außerdem könne man die Diskussion um den Terrorismus nicht von der um Gerechtigkeit trennen. Der Wohlstand der westlichen Staaten, so die Autoren, bedeute dabei nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Macht. Die untersuchten Lebenswege der Männer, die sich für einen Weg als Gotteskrieger entschieden haben, weisen trotz aller Unterschiede dennoch Gemeinsamkeiten auf: Ein junger Mann muss den Halt oder die Orientierung verlieren und dann bietet ihm jemand ein geschlossenes Konzept für das zukünftige Leben an, in den geschilderten Fällen jeweils der salafistische Islam. Abschließend konstatieren Clement und Jöris für Muslime in Deutschland ein „Spannungsverhältnis zwischen der guten Integration im direkten Umfeld und der auffallend mangelhaften Akzeptanz in der Gesellschaft“ (237).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.37 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Rolf Clement / Paul Elmar Jöris: Die Terroristen von nebenan. München/Zürich: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31922-die-terroristen-von-nebenan_38067, veröffentlicht am 17.06.2010. Buch-Nr.: 38067 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken