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Judith Fischer

Verarmungsrisiken im Wandel. Analyse des Einflusses gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedingungen auf die Beantragung von Sozialhilfe

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2009 (Socialia 103); 441 S.; 98,- €; ISBN 978-3-8300-4383-6
Diss. Innsbruck; Gutachter: M. Preglau, Gutachterin: E. Appelt. – Wie allgemein in westlichen Industrieländern hat auch in Österreich seit den 80er-Jahren die Armut zugenommen und die Einkommensunterschiede sind größer geworden. Allein im Jahr 2006 ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger gegenüber 1996 um 77 Prozent angewachsen und in der hier als Untersuchungsfall gewählten Stadt Feldkirch in Vorarlberg „stieg die Zahl der AntragstellerInnen von 1987 bis 2005 um das 7-fache“ (13), schreibt die Autorin einleitend. Zwar existieren über das allgemeine Ausmaß der Armutsgefährdung und die Ausgaben für Sozialhilfe amtliche Statistiken, doch sagen diese nichts über Ursachen, Verlauf und Dauer des Sozialhilfebezugs im Einzelfall aus. Fischer arbeitet zunächst die sozialwissenschaftliche Diskussion über den Zusammenhang von gesellschaftlichem Wandel und der sogenannten „neuen“ Armut auf. Neben persönlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Armutsrisiken setzt sich die Autorin auch mit dem auf nicht mehr zeitgemäße Annahmen von „Normalfamilie“ und „Normalerwerbstätigkeit“ (358) beruhenden Wohlfahrtstaat selbst als Risikofaktor auseinander. Mit der sich anschließenden exemplarischen Mikrostudie untersucht Fischer, welche Personengruppen von einem Armutsrisiko betroffen sind, für welche Gruppen sich dieses im Zeitverlauf verstärkt hat und auf welche Ursachen ein Antrag auf Sozialhilfe zurückzuführen ist. Als Datenbasis dienen ca. 600 Sozialhilfeanträge der Stadt Feldkirch aus den Jahren 1987, 1995 und 2005, die mithilfe von quantitativen und qualitativen Methoden ausgewertet werden. Als Risikofaktoren werden geringe Bildung, Krankheit und Alter auf der persönlichen sowie Haushaltsform, Geschlecht und Migration auf der gesellschaftlichen und Arbeitslosigkeit beziehungsweise prekäre Beschäftigung auf der wirtschaftlichen Ebene berücksichtigt. Im Rahmen einer Clusteranalyse werden zudem mögliche Wechselwirkungen dieser Faktoren untersucht und Typen der Armutsgefährdung gebildet. Die zuvor dargelegten theoretischen Erkenntnisse konnten mit diesem Fallbeispiel anschaulich untermauert werden.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Judith Fischer: Verarmungsrisiken im Wandel. Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31850-verarmungsrisiken-im-wandel_37982, veröffentlicht am 10.03.2010. Buch-Nr.: 37982 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken