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Cornelia Altenburg

Kernenergie und Politikberatung. Die Vermessung einer Kontroverse

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 315 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-17020-6
Geschichtswiss. Diss. Bielefeld; Gutachter: W. Abelshauser, J. Radkau. – Am Beispiel der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik“ (13) untersucht Altenburg neue Wege in der deutschen Energiepolitik. Die Kommission wurde in der Hochphase der Kernkraftkontroverse im Mai 1979 eingerichtet. Die acht Sachverständigen und sieben Parlamentarier, die ihr angehörten, legten ihren Bericht im Juni 1980 vor und entwarfen darin vier energiepolitische Szenarien. In zwei von ihnen wurde der Kernenergie eine wesentliche Bedeutung eingeräumt. In der darauf folgenden Legislaturperiode wurde eine zweite Enquete-Kommission zur selben Thematik mit weitgehend gleicher Besetzung eingesetzt. Allerdings hätten nicht alle Mitglieder dieser Kommission das Ergebnis der Arbeit mitgetragen und es sei in der Qualität auch nicht vergleichbar gewesen, berichtet die Autorin. Sie vergleicht die beiden Enquete-Kommissionen, insbesondere den Prozess der Ergebnisfindung sowie das Resultat selbst. Außerdem analysiert sie den Einfluss, welche die wissenschaftliche Politikberatung auf politische Entscheidungen hat. Anhand des exemplarisch ausgewählten Falles stellt Altenburg die Besonderheiten dieser Form der Konsensfindung dar. Zwar sei eine Enquete-Kommission heterogen besetzt und bilde dadurch mehrere Meinungen ab, aber sie sei zugleich transparent und lasse durch einen hohen wissenschaftlichen Anteil den aktuellen Forschungsstand einfließen – wenngleich die Ergebnisse oft nicht politisch umsetzbar seien. Am Beispiel dieses Gremiums fragt Altenburg, inwieweit das Instrument Enquete-Kommission auch in der heutigen Zeit dazu beitragen kann, aktuelle Problemstellungen, wie beispielsweise die Klimawandeldebatte, voranzubringen. Als Quellen dienen vorhandene Studien, Protokolle, Briefe, Zeitungsgespräche sowie kommissionsinterne, unveröffentlichte Dokumente und Archivalien des Bundestages. Des Weiteren gelang es der Autorin, Gespräche mit ehemaligen Mitgliedern der Enquete-Kommissionen zu führen und teilweise deren Nachlässe auszuwerten. Die Arbeit empfiehlt sich vor allem für die innenpolitische Forschung.
Marko Jakob (MJ)
Dr., MBA.
Rubrizierung: 5.2 | 2.343 | 2.313 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Marko Jakob, Rezension zu: Cornelia Altenburg: Kernenergie und Politikberatung. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31710-kernenergie-und-politikberatung_37785, veröffentlicht am 21.09.2010. Buch-Nr.: 37785 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken