Skip to main content
Bernd Faulenbach

Das sozialdemokratische Jahrzehnt. Von der Reformeuphorie zur neuen Unübersichtlichkeit. Die SPD 1969-1982

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2011 (Die deutsche Sozialdemokratie nach 1945 3); 819 S.; Ln., 48,- €; ISBN 978-3-8012-5035-5
13 Jahre – solange wie zwischen 1969 und 1982 stellte die SPD in keiner anderen Phase ihres Bestehens seit Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich den deutschen Bundeskanzler, weshalb diese Zeit zu Recht als das sozialdemokratische Jahrzehnt bezeichnet werden kann. Über die Regierungsjahre von Willy Brandt und Helmut Schmidt legt der Historiker Bernd Faulenbach, der als Vorsitzender der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand – im positiven Sinne – der moderne Geschichtsschreiber der Sozialdemokraten ist, ein wahrhaft monumentales Werk vor. Dies manifestiert sich nicht nur mit dem Umfang von mehr als 800 Seiten, sondern vor allem in der Art und Weise, wie die Leser auf eine spannende Reise in die damalige Zeit mitgenommen werden. Der Autor versteht es, die nahezu unermessliche Vielfalt von Fakten angenehm lesbar darzustellen und – dank eines akribischen Aktenstudiums – die politischen Abläufe, etwa auf den Parteitagen oder in den Gremiensitzungen der SPD, zu rekonstruieren. Außerdem geht er auf die Biografien der einzelnen Regierungsmitglieder ein und bringt damit den Lebensweg und die Persönlichkeit der damaligen Akteure auch den Nachgeborenen nahe. Als ein bestimmtes Charakteristikum für das „sozialdemokratische Jahrzehnt“ macht Faulenbach „die Zweiteilung der Epoche“ aus, denn „[a]uf eine Phase des Aufbruchs und der Reformeuphorie folgte eine des Krisenmanagements und der ‚Neuen Unübersichtlichkeit’. War die erste Phase außenpolitisch durch die deutsche Frage und die Ostpolitik dominiert, so die zweite durch eine ökonomisch bestimmte, unübersichtliche internationale Politik“ (766). Was sich genau dahinter verbirgt, wird in den thematisch gegliederten Kapiteln dargestellt. Die Regierungszeit der SPD sei Anfang der 1980er-Jahre zu Ende gegangen, „weil eine sozial-liberale Politik zunehmend unmöglich geworden war“ (757). Gleichwohl habe das sozialdemokratische Jahrzehnt über sein Ende hinaus weitergewirkt; als Beispiel nennt Faulenbach „die Gründung der Sozialdemokratie in der DDR durch Oppositionelle im Herbst 1989.“ (764)
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.331 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Bernd Faulenbach: Das sozialdemokratische Jahrzehnt. Bonn: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31632-das-sozialdemokratische-jahrzehnt_37675, veröffentlicht am 22.12.2011. Buch-Nr.: 37675 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken