Europäische Hochschulpolitik. Über die Entwicklung und Gestalt(ung) eines Politikfeldes
Politikwiss. Diss. Tübingen; Gutachter: R. Hrbek, A. Benz. – Während Hochschulpolitik heute als europäische Gemeinschaftsaufgabe betrachtet wird, lag die Verantwortung für dieses Politikfeld zu Beginn der europäischen Einigung noch ganz selbstverständlich im Zuständigkeitsbereich der Nationalstaaten. Wie es zu dieser umfassenden Vergemeinschaftung kommen konnte, ist Gegenstand der Studie. Ausführlich widmet sich Bartsch der Geschichte der Hochschulpolitik, von ganz bescheidenen Absichtserklärungen bis zur Lissabon-Strategie und dem Bologna-Prozess. Mit behandelt werden ebenfalls die vielfältigen Programme zur Internationalisierung der europäischen Universitäten. Konzeptionell eingeordnet wird dieser historische Gewaltmarsch in einen komplexen Multilevel-Governance-Ansatz. Dadurch kann Bartsch die Integration anhand typischer Handlungsweisen systematisch darstellen: Kommunikation, Kooperation und Koordinierung, Pilotprojekte und Aktionsprogramme, Rechtsetzung und Institutionalisierung – es entsteht das Bild eines immer dichteren Geflechts von Mechanismen, Institutionen und Praktiken, das schließlich zu einem einheitlichen europäischen Hochschulraum hinführt. Als treibende Kraft identifiziert der Autor die Kommission. Durch strategisches Handeln ist es ihr immer wieder gelungen, solche intergouvernementalen Foren zu schaffen, auf denen ein Problembewusstsein für die Notwendigkeit europäischer Regelungen bei den Regierungschefs und Fachministern entstehen konnte, die dann zur Ausweitung der Kompetenzen der Kommission und anderer subnationaler Institutionen geführt haben. Die Entstehung der europäischen Hochschulpolitik ist für Bartsch damit Musterbeispiel für einen gelungenen Integrationsprozess, dessen Handlungsweisen sich auch auf die Analyse anderer europäischer Politikfelder übertragen lassen.