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Nikolaus Piper

Die Große Rezession. Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft

München: Carl Hanser Verlag 2009; 300 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-446-41952-0
Obgleich die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise spätestens seit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 in aller Munde ist, hat sie – zumindest im deutschen Sprachgebrauch – noch keinen eingängigen Namen gefunden. Piper, Wirtschaftskorrespondent der „Süddeutsche Zeitung“ in New York, führt in Anlehnung an die „Lange Depression“ (1873 bis 1896) und die „Große Depression“ (Weltwirtschaftskrise ab 1929) den Begriff der „Großen Rezession“ ein – und legt eine intelligente wie verständliche Analyse der Krise vor. Er identifiziert globale Ungleichgewichte als Ursache: zum einen das enorme Leistungsbilanzdefizit der USA und zum anderen den Leistungsbilanzüberschuss Chinas. Die Folge seien vollkommen unrealistische Immobilienpreise gewesen, die Millionen von Amerikanern darüber täuschten, wie wenig Vermögen sie in Wirklichkeit hatten. Eine Spekulationsblase entstand, die irgendwann platzen musste. Den oftmals ideologisch gefärbten Streit, ob der Staat oder der Markt an der Krise Schuld trage, beantwortet Piper präzise: beide. So seien Finanzmärkte inhärent instabil und benötigten eine gewissenhafte Regulierung. Bei dieser wiederum hätte der Staat versagt und die Notenbanken die Situation weiter verschlimmert, indem sie die Märkte mit viel zu billigem Geld versorgt hätten. Piper hat eine famose Analyse vorgelegt; es gelingt ihm nicht nur, die Tagesaktualität der Krise soweit wie möglich einzufangen, sondern auch den dicht geschriebenen Erzählstoff immer wieder in den wirtschaftshistorischen Kontext zu setzen und – Piper ist nicht umsonst Journalist – Einzelschicksale zur Illustration des Geschehens einzuflechten. Auch wenn diese mitunter zu sehr auf die amerikanische Sichtweise abheben und nicht stets zwingend in ihrer Auswahl wirken, bietet Piper gleichwohl nicht nur für den wirtschafts- und finanzpolitischen Laien eine Orientierungshilfe in Zeiten ökonomischer Unübersichtlichkeit.
Robin Rüsenberg (RRU)
Dipl.-Politologe, Berlin.
Rubrizierung: 2.64 | 2.21 | 2.262 | 4.43 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Robin Rüsenberg, Rezension zu: Nikolaus Piper: Die Große Rezession. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31452-die-grosse-rezession_37437, veröffentlicht am 28.01.2010. Buch-Nr.: 37437 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken