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Gunther Mai

Die Weimarer Republik

München: C. H. Beck 2009 (C. H. Beck Wissen in der Beck'schen Reihe 2477); 136 S.; 7,90 €; ISBN 978-3-406-56277-8
Mai beschreibt in einem kondensierten und dennoch umfassenden Überblick die tief greifenden gesellschaftlichen Umwälzungen der Weimarer Zeit. Er legt dabei seinen Schwerpunkt nicht nur auf die widerstreitenden Prozesse innerhalb des politischen Systems, sondern schildert auch eindringlich die schweren Auseinandersetzungen in allen sozialen Bereichen. Mai erteilt allen monokausalen Erklärungsversuchen über das Scheitern der Weimarer Republik eine Absage und benennt eine Vielzahl an Faktoren, die den Rahmen des Möglichen ausmachten. Insgesamt sind, so Mai, die tief greifenden Umwälzungen in den Prozess des Wandels vom Agrar- zum Industriestaat einzuordnen. Neben den Konflikten des Gerangels um die Macht wurde die Republik also auch durch die Veränderungen in der Gesellschaft destabilisiert. Insbesondere im Kapitel „Gesellschaft im Wandel“ zeigt Mai eindrucksvoll die Verknüpfung von sozialen und wirtschaftlichen Umbrüchen auf. Durch die Darstellung der Gleichzeitigkeit von Wirtschafts-, Staats-, und Kulturkrise zeigt sich die Vielzahl der problematischen politischen Prozesse. Der daran anschließende Erfolg des nationalsozialistischen Regimes war zwar laut Mai nicht zu erwarten, im Angesicht der totalen Destabilisierung jedoch auch nicht auszuschließen. In der Vereidigung der Reichswehr auf den neuen Oberbefehlshaber Adolf Hitler sieht Mai die Beseitigung der letzten Reste des Weimarer Verfassungssystems. Damit war der Weg zur Gleichschaltung der Gesellschaft endgültig frei. Beseitigt wurde aber nicht nur die Verfassungsordnung und damit das politische System der Weimarer Republik, sondern auch das „alternative Weimar“ (128): die Emanzipationsbewegung der Jungen und Frauen sowie die sich herausbildende Pluralität in Wissenschaft, Kunst und Kultur. Mais Darstellung zeigt die widerstreitenden Bewegungen in allen Bereichen der Gesellschaft. Er sieht in dem Scheitern der Weimarer Republik den Verlust eines enormen kulturellen Kapitals, vor allem aber den Abbruch eines Entwicklungspfades, der den Anschluss an den westeuropäisch-atlantischen Weg in die „industriegesellschaftliche Moderne“ (128) bedeutet hätte. Die Konsensorientierung der westdeutschen Gesellschaft nach 1945 verhalf schließlich der Bundesrepublik zu einer Stabilität, wie sie der Weimarer Republik nicht vergönnt war.
Sabrina Zucca (SAZ)
Dipl.-Politologin, Juristin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.311 Empfohlene Zitierweise: Sabrina Zucca, Rezension zu: Gunther Mai: Die Weimarer Republik München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31334-die-weimarer-republik_37292, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 37292 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken