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Martina Blank

Zwischen Protest und trabajo territorial. Soziale Bewegungen in Argentinien auf der Suche nach anderen Räumen

Berlin: edition tranvía – Verlag Walter Frey 2009 (Fragmentierte Moderne in Lateinamerika 9); 300 S.; 28,- €; ISBN 978-3-938944-34-9
Politikwiss. Diss. FU Berlin. – Unter der Formel „trabajo territorial“ lässt sich in Buenos Aires eine Vielzahl von Akteuren ausmachen, die auf Stadtteilebene Projekte zur gemeinschaftlichen Selbsthilfe, kulturelle Aktivitäten oder politische Protestaktionen durchführen. Mit den im Zuge der Regierungskrise Argentiniens erfolgten Massenprotesten vom Dezember 2001 haben die Stadtviertel („barrios“) als Räume kollektiven Handelns erneut Beachtung erlangt. Denn die sozialen Bewegungen, erscheinen sie auch als globalisierte Zivilgesellschaft oder transnationale Öffentlichkeiten, haben ihren Bezugspunkt im Lokalen. Die Autorin interessiert, wie sich diese „barrios“ mit dem politikwissenschaftlichen Instrumentarium fassen lassen und „wo heute Politik gemacht wird“ (11). „Was sind die Räume des Politischen? Welchen Beitrag liefert eine verräumlichte Perspektive, wie lassen sich aktuelle Rekonfigurationen des Politischen greifen und wie lässt sich über Staatsräume sinnvoll nachdenken?“ (26) Vor diesem theoretischen Hintergrund untersucht Blank das Phänomen des „trabajo territorial“ und die gesellschaftlichen Konfliktkonstellationen in Argentinien. Im Mittelpunkt steht eine Feldforschung über Strategien und Handlungsbedingungen sozialer Bewegungen am Beispiel von drei neueren Protestformen: erstens zu Straßenblockaden umgewandelte vormalige Streikposten, zweitens Aktionen, mit denen straflose Täter aus der letzten Militärdiktatur gebrandmarkt und somit wenigstens sozial bestraft werden sowie drittens Zusammenschlüsse wie Nachbarschaftskomitees, Stadtteilvereine und -parlamente. Als wichtigstes Fazit hebt die Autorin hervor, dass die „barrios“ „nicht einfach gegeben“ waren, sondern durch die Aktivitäten der sozialen Bewegungen erst „mit Leben gefüllt, produziert [wurden]“ (262). Darüber hinaus sei „trabajo territorial“ nicht nur im „barrio“ verortet, sondern „ist vor allem anderen eine Verortung in Territorien fragmentierter Staatlichkeit“ und „eine Intervention in hochpolitisierte und umkämpfte Räume“ (257).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Martina Blank: Zwischen Protest und trabajo territorial. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31324-zwischen-protest-und-trabajo-territorial_37276, veröffentlicht am 01.12.2009. Buch-Nr.: 37276 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken