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Johan Eichhorn

Krieg in Europa. Der jugoslawische Bürgerkrieg (1991-1995) aus der Sicht der Konfliktforschung

Freiburg i. Br.: Arnold-Bergstraesser-Institut 2009 (Freiburger Schriften zur Politikwissenschaft 15); 155 S.; 13,- €; ISBN 978-3-928597-44-9
Magisterarbeit Freiburg i. Br.; Betreuer: J. Rüland. – Nach Meinung des Autors mangelt es bislang an einer Studie, in der überprüft wird, „inwieweit die verschiedenen Theorieansätze der ethnischen Konfliktforschung den jugoslawischen Bürgerkrieg angemessen analysieren können“ und in der „auch ein Urteil über die generelle Erklärungskraft dieser Ansätze“ (16) gewagt wird. Diese Lücke schließt Eichhorn. Im Hauptteil seiner Arbeit stellt er mehrere Theoriekomplexe vor, die die Entstehung und den Verlauf von ethnischen Konflikten zu erklären suchen: die primordialistische Konflikttheorie, sozialpsychologische Theorieansätze sowie die instrumentalistische Konflikttheorie. Diese wendet er auf den jugoslawischen Bürgerkrieg an und überprüft sie kritisch. Keines der Erklärungsmodelle allein könne der Ursachenvielfalt des jugoslawischen Bürgerkriegs gerecht werden. Jeder Theorieansatz beleuchte einen anderen Aspekt der ethnischen Konflikte des Landes und klammere jeweils andere wichtige Elemente der ethnischen Auseinandersetzungen aus. Das Dilemma lasse sich jedoch durch eine Kombination der Ansätze, durch einen „Erklärungspluralismus“ (140) lösen, da sich die Modelle ergänzten. Die ethnischen Konflikte in Jugoslawien beruhten – wie sich aus der Analyse ergibt – auf einer Vielzahl von Faktoren, die Eichhorn alle beschreibt. Die Gesamtheit dieser Faktoren hätten einen Kontext geschaffen, in dem die ethnischen Spannungen des Landes eine derart „fatale Wirkung“ (145) entfalten konnten. Er entwickelt ein Modell ethnischer Gruppenbeziehungen, das zwischen den beiden Grenzpunkten der friedlichen Koexistenz und der Konfrontation angesiedelt ist. Eine Konfliktsituation zwischen zwei Ethnien sei keine unabänderliche Größe, sondern eine Folge der Faktoren, die auf die ethnischen Gruppenbeziehung einwirkten. Erfolgversprechende Friedensstrategien müssten sich also damit beschäftigen, wie die Faktoren so beeinflusst werden können, dass eine Situation der friedlichen Koexistenz entsteht.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Johan Eichhorn: Krieg in Europa. Freiburg i. Br.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31173-krieg-in-europa_37071, veröffentlicht am 15.12.2009. Buch-Nr.: 37071 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken