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Ina Richter

Öl – Sudans Fluch und Segen. Strategien zur Konfliktlösung im Erdölförderland Sudan

Marburg: Tectum Verlag 2008; 91 S.; pb., 19,90 €; ISBN 978-3-8288-9786-1
Magisterarbeit. – Die Autorin greift die jüngeren Erkenntnisse der Konfliktforschung auf, wie sie unter dem Terminus der „Neuen Kriege“ diskutiert werden. Danach wird unter anderem ökonomischen Faktoren für den Ausbruch von innerstaatlichen Gewaltkonflikten eine größere Bedeutung zugewiesen. Den Zusammenhang von Rohstoffreichtum und Konflikten untersucht Richter am Beispiel des Bürgerkriegs im Sudan. Dieses Fallbeispiel ist insofern interessant, als erst während des Krieges mit der Erdölförderung im umstrittenen Grenzgebiet zwischen dem Nord- und Südsudan begonnen wurde. „Ist es möglich den Sudan als typisches Beispiel zu nennen, in dem sich natürliche Ressourcen als Konflikt verstärkend und verlängernd auswirken oder zeigt das Friedensabkommen von 2005, dass Ressourcen wie Erdöl auch zu einer Zusammenarbeit der Konfliktparteien führen und natürliche Ressourcen damit einen friedensfördernden Einfluss besitzen?“ (4), lautet die zentrale Fragestellung. Richter zeichnet die Entstehung des Konfliktes im Sudan nach, vergleicht Verlauf, Motive und Strategien des ersten Bürgerkriegs (1954-1972) mit dem zweiten (1983-2005) und wertet letzteren als „politischen Verteilungskampf [...] um knappe nationale Ressourcen“ (47). Der Einfluss der Erdölvorkommen auf das Kriegsgeschehen zeige sich beispielsweise darin, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen seit Beginn der Erdölförderung Anfang der 90er-Jahre auf die Erdölregion konzentriert gewesen seien. Zudem habe die Regierung durch den Erdölexport die Militärausgaben erhöhen und den Krieg finanzieren können. Insgesamt, so die Autorin, erweise sich „der Kampf um Macht über Ressourcen, nicht nur über Erdöl, sondern auch Wasser und fruchtbarer Boden, ursächlicher für die Kriege im Sudan als Faktoren wie Religion und Ethnizität“ (80). Entsprechend sei die Frage der Machtteilung für die Erdölförderung auch ein wichtiges Verhandlungsthema im Friedensprozess gewesen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.25 | 4.41 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Ina Richter: Öl – Sudans Fluch und Segen. Marburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30894-oel--sudans-fluch-und-segen_36714, veröffentlicht am 19.08.2009. Buch-Nr.: 36714 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken