Kulturelle Konflikte seit 1945. Die kulturellen Dimensionen des globalen Konfliktgeschehens
Die Autoren unternehmen eine empirische Überprüfung des in der Öffentlichkeit seit 1989 bzw. spätestens seit dem 11. September 2001 empfundenen Anstiegs von kulturell aufgeladenen Konflikten. Handelt es sich bei dieser in den Medien und der Populärwissenschaft fast gebetsmühlenartig wiederholten Annahme um Tatsachen oder um realitätsferne Panikmache? Dem geht das Autorenquartett auf den Grund, indem es zunächst ein theoretisches Konzept kultureller Konflikte entwickelt, darauf aufbauend das methodische Vorgehen darlegt und die Hypothesen anschließend anhand verschiedener Fallbeispiele aus dem Zeitraum zwischen 1945 und 2007 überprüft. Als zentrale Dimensionen des Kulturellen werden Sprache, Religion und Historizität identifiziert; diese Faktoren werden sowohl „als Merkmal[e] des zu erklärenden Phänomens (‚kulturelle Konflikte’) wie auch als mögliche Ursache (‚d. h, zur Erklärung von Konflikten’) herangezogen“ (247). Die drei zentralen Forschungsfragen sind folgende: „Wie lassen sich die Kategorien Kultur und Konflikt definieren, in einer theoretisch begründeten Definition von ‚kulturellen Konflikten’ zusammenführen und für eine fundierte empirische Datenanalyse nutzbar machen? Welche Bedeutung haben kulturelle Konflikte in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen für das globale Konfliktgeschehen zwischen 1945 und 2007 [...]? Welches sind die Ursachen von kulturellen und nicht-kulturellen politischen Konflikten und welchen Erklärungsbeitrag leisten kulturelle Strukturmuster einer Gesellschaft [...] für die [...] Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Konfliktarten?“ (247 f.) Allerdings eignet sich der Band weniger für Laien, sondern richtet sich vielmehr an (Sozial-)Wissenschaftler, die bereits über Erfahrung mit vergleichbaren, positivistisch angelegten Studien verfügen. Dies spiegelt sich schon im Inhaltsverzeichnis bzw. im Aufbau des Buches wider, das im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt wurde.