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Peter Birle (Hrsg.)

Lateinamerika im Wandel

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Weltwirtschaft und internationale Zusammenarbeit 4); 247 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-8329-3999-1
Der Herausgeber leitet die Forschungsabteilung am Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin. In dem Sammelband analysiert er die politische, ökonomische und soziale Entwicklungsdynamik der letzten Jahre in Lateinamerika. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass sich in den späten 90er-Jahren linksorientierte Kräfte in vielen Ländern Lateinamerikas durchgesetzt haben, die sich weniger unter dem Label „Linksruck“ subsumieren lassen, sondern vielmehr durch eine starke Heterogenität gekennzeichnet sind. Im Mittelpunkt der ersten fünf Aufsätze stehen Querschnittsthemen, die für alle lateinamerikanischen Länder gleichermaßen bedeutsam sind und die Kontinuitäten sowie Diskontinuitäten der letzten dreißig Jahre verdeutlichen. Dazu gehören Analysen zur Demokratieentwicklung, zu Strategien der Weltmarktintegration, zu Dezentralisierungsprozessen sowie zur Zusammenarbeit mit Europa und regionalen Kooperation in Lateinamerika. Es schließen sich konkrete Länderstudien an. Diese tragen mithilfe einer historischen Rückschau auf die demokratische Transformation zu einem besseren Verständnis der Performanz aktueller Regierungen bei. Bolivien sind zwei Aufsätze gewidmet, in denen das Land unter dem ersten indigenen Präsidenten in der Geschichte des Landes betrachtet wird. Der Elitentausch und die starke Polarisierung zwischen Regierungsanhängern und Opposition lässt zahlreiche Parallelen zu den Kontroversen des von Chávez ausgerufenen „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ in Venezuela erkennen, dessen politische und ökonomische Umbrüche gesondert analysiert werden. Mit Brasilien und Chile werden weiterhin zwei eher sozialdemokratisch-reformerische Regierungen unter Lula und Bachelet unter die Lupe genommen. Dagegen setzt sich die Bilanz der Amtszeit von Vicente Fox in Mexiko deutlich ab, der nur ansatzweise einen Bruch mit dem siebzig Jahre währenden Einparteien-Regime herbeiführen und die Strukturprobleme des Landes nicht lösen konnte. Leider kommen wichtige Länder wie Argentinien, Ecuador oder Uruguay und Paraguay nicht zur Sprache, obwohl auch sie einem deutlichen Wandel ausgesetzt sind.
Andreas Hetzer (AHE)
Diplom-Medienwirt, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Fach Politikwissenschaft, Universität Siegen.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 | 2.22 | 2.26 | 4.22 | 4.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Andreas Hetzer, Rezension zu: Peter Birle (Hrsg.): Lateinamerika im Wandel Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30586-lateinamerika-im-wandel_36322, veröffentlicht am 24.08.2010. Buch-Nr.: 36322 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken