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Frédéric Krier

Sozialismus für Kleinbürger. Pierre Joseph Proudhon – Wegbereiter des Dritten Reiches

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2009; 450 S.; 64,90 €; ISBN 978-3-412-20286-6
Diss. Frankfurt (Oder); Gutachter: H.-D. Kittsteiner. – Dem Buch ist ausgerechnet ein Zitat von Heidegger vorangestellt, der nicht gerade als NS-Abstinenzler bekannt ist. Alsdann kündigt Krier an, den Leser nicht nur mit den Gedanken des französischen Anarchisten Proudhon zu konfrontieren, sondern auch mit zahlreichen anderen Ideen: „mit Feod [gemeint könnte sein: fahrende Habe im altgermanischen Recht] und Allod [bezeichnet im Althochdeutschen ein freies Eigengut im Gegensatz zum Lehen], mit der marcionitischen Gnosis [dabei geht es um eine christliche Richtung im 2. Jahrhundert], dem Ring der Nibelungen, dem Molochkult [die Phönizier hatten eine gleichnamige Gottheit] und dem ‚Judäo-Saint-Simonismus’ [Saint Simon dürfte allerdings Katholik gewesen sein]“ (1). Als Ausgangspunkt seiner Überlegungen benennt Krier einen 1945 erschienen Artikel des New Yorker Professors für Geschichte J. Salwyn Schapiro. Dieser stellte eine ideengeschichtliche Verbindung zwischen Proudhon und dem Nationalsozialismus her. Außerdem nimmt Krier an, dass Marx und Engels ihren Zeitgenossen Proudhon als einen Vertreter des kleinbürgerlichen Sozialismus betrachteten – es liest sich wie eine Denunziation. Dann beschäftigt sich der Autor mit der „Proudhon-Rezeption im ‚Dritten Reich’“ (16), wobei aber unter anderem der Freiburger Professor und Proudhon-Biograf Karl Diehl aufgeführt wird, der dem Nationalsozialismus eindeutig ablehnend gegenüberstand. Im zweiten Teil schreibt Krier über die Themen Antitheismus, Judentum und Christentum im Werk Proudhons und sucht im dritten Teil den „missing link“ (283) zum Nationalsozialismus u. a. bei Richard Wagner. Schlussendlich meint Krier in der Philosophin Simone Weil, die als „französische Jüdin“ (382) apostrophiert wird, die eigentliche Nachfolgerin Proudhons im 20. Jahrhundert zu erkennen. Und Proudhon? Trotz einiger Einschränkungen sei dieser sehr wohl ein „Wegweiser zum Dritten Reich“ gewesen, behauptet Krier steif und fest, dies belegten dessen Überlegungen zum „Kampf gegen die ‚Zinsknechtschaft’ und, mit Abstrichen, auch die Forderung eines gebundenen Eigentums“ (389).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.33 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Frédéric Krier: Sozialismus für Kleinbürger. Köln/Weimar/Wien: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30434-sozialismus-fuer-kleinbuerger_36132, veröffentlicht am 24.07.2009. Buch-Nr.: 36132 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken