Lauterbach ist ein klassischer politischer Seiteneinsteiger. Seit 2005 sitzt der Professor für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie für die SPD im Deutschen Bundestag. Dort hat er sich als schwer berechenbarer Einzelkämpfer profiliert, der sich auch gerne gegen die Partei- oder Regierungslinie wendet. Zugleich gilt das ehemalige Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen als ausgewiesener Kenner der deutschen Gesundheitspolitik. Bereits 2007 hatte er in seiner Schrift vom „Zweiklassenstaat“ (siehe ZPol-Nr. 32302) argumentiert, dass nicht nur im Politikfeld Gesundheit eklatante Unterschiede zwischen Arm und Reich existierten, durch die die Privilegierten systematisch bevorzugen würden, sondern auch in den Bereichen Bildung, Pflege und Rente. Mit „Gesund im kranken System“ legt er nun nach. Wer allerdings glaubt, dass Lauterbach darin seine Problemanalyse des deutschen Gesundheitssystems vertieft, wird seine Erwartungen nur teilweise erfüllt sehen. Vielmehr legt der Verfechter der evidenzbasierten Medizin Empfehlungen vor, wie man sich als Patient am besten vor Erkrankungen schützt und wie man gute Ärzte und Kliniken findet. Der politikwissenschaftliche Mehrwert eines solchen Ratgebers ist naturgemäß wenig bis gar nicht vorhanden, wenngleich Lauterbach auch politische Maßnahmen zur Reform des Gesundheitssystems skizziert. Hierzu zählt neben der Einführung der Bürgerversicherung vor allem die Stärkung der Prävention und Verbraucherbildung, ferner eine Förderung der Stellung der Hausärzte und der medizinischen Forschung und Einschränkungen für die pharmazeutische Industrie. Auch hier gilt es allerdings zu bedenken, dass der Autor nicht zwangsläufig die offizielle sozialdemokratische Linie vertritt, wenngleich es sich in der politischen Debatte um keine Einzelmeinung handeln dürfte.