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Norbert F. Pötzl / Rainer Traub (Hrsg.)

Der Kalte Krieg. Wie die Welt den Wahnsinn des Wettrüstens überlebte

Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2009; 318 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-421-04398-6
Autoren des Magazins „Der Spiegel“ und Zeithistoriker stellen die wichtigsten Entwicklungen und Konflikte des Kalten Krieges dar und charakterisieren herausragende Protagonisten der Epoche. Von zentraler Bedeutung ist der Korea-Krieg, dessen Konsequenzen Harald Biermann schildert. Dieser markiert für ihn „eine der großen Zäsuren des Kalten Krieges“ (82). Weltweit reagierte man mit Furcht vor einem dritten Weltkrieg, innerhalb kürzester Zeit avancierte die Denkschrift 68 des Nationalen Sicherheitsrats zur neuen Leitlinie für die US-amerikanische Strategie gegenüber der Sowjetunion. Sie prophezeite das globale Ende der Freiheit, würden sich die USA nicht dem sowjetischen Streben nach Weltherrschaft entgegen stellen. Die äußerst pessimistische Denkschrift sowie der Korea-Krieg können also auf US-amerikanischer Seite als „Initialzündung für die Militarisierung“ (84) angesehen werden. Unter Berücksichtigung der nun einsetzenden Rüstungsspirale und Verhärtung der Fronten stellt Biermann so für die Wirkung des Mauerbaus fest: „Auf lange Sicht stabilisierte das monströse Bauwerk sogar die Supermächtekonfrontation in Europa“ (97). Ulrich Schwarz legt mit Blick auf die KSZE-Schlussakte von Helsinki „die Sprengkraft der Menschenrechte“ (219) dar. Ursprünglich war es das Kalkül der Kommunisten gewesen, die Teilung Europas zu betonieren, doch unterschätzten sie die Brisanz der verbrieften Garantien. Die Abschlussakte der Tagung war kein völkerrechtlich bindender Vertrag, dies führte nach Schwarz‘ Einschätzung zum Fehlurteil der östlichen Führer. Zwar seien die frühen Aufbrüche der 70er-Jahre keine direkte Folge des KSZE-Prozesses gewesen, jedoch druckten alle großen Zeitungen des Warschauer Paktes die Akte im Wortlaut ab und so erhielten Bürgerrechtsbewegungen einen nicht zu unterschätzenden Auftrieb. Zudem gründeten sich zahlreiche „Helsinki-Gruppen“, insbesondere in der Sowjetunion und in Polen. Daher zitiert Schwarz auch den Pfarrer Friedrich Schorlemmer: „1989 wäre nicht passiert, wenn es 1975 nicht gegeben hätte“ (223).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 4.21 | 2.313 | 2.314 | 2.61 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Norbert F. Pötzl / Rainer Traub (Hrsg.): Der Kalte Krieg. Stuttgart: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30333-der-kalte-krieg_35999, veröffentlicht am 08.04.2009. Buch-Nr.: 35999 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken