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Hans-Werner Sinn

Das grüne Paradoxon. Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik

Berlin: Econ 2008; 477 S.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-430-20062-2
„Wirtschaftsliberaler wirbt für globalen Kommunismus!“ So in etwa könnte wohl die Überschrift der BILD-Zeitung lauten, wenn sie das jüngste Buch von Sinn zur Kenntnis nehmen würde. Und tatsächlich – bei der Einschätzung der von ihm geforderten weltweiten Mengenbewirtschaftung CO2-erzeugender Energierohstoffe kommt selbst der Autor zu dem Schluss, dass das „Ganze ein Stück Kommunismus“ (420) sei, der nur durch den Zertifikatehandel etwas abgemildert werde. Gleichwohl sei dies die einzige Möglichkeit, dem Klimawandel beizukommen, zumal die von ihm als „milderes Mittel“ vorgeschlagene Quellensteuer auf weltweite Zinseinkünfte wohl keinen ausreichenden Effekt haben werde, wie Sinn selbst einräumt. Allerdings sieht er angesichts der gegenläufigen Interessen der Rohstoffbesitzer und vieler Schwellenländer für eine solche Zwangsbewirtschaftung keine großen Realisierungschancen. Ganz unsinnig, und dies will Sinn dem Leser auf den gut 400 Seiten davor beweisen, sei aber die gegenwärtig vor allem in Deutschland praktizierte Umweltpolitik, die sich eine noch stärker forcierte Reduzierung des Anteils fossiler Energieträger auf die Fahnen geschrieben habe. Diese düsteren Absatzaussichten für die Rohstoffbesitzer würden nämlich nur dazu führen, dass diese in der Gegenwart in verstärktem Maße darauf setzen würden, ihre Energieträger auch zu niedrigsten Preisen noch zu verkaufen. Das wiederum verschärfe den ja von den Umweltpolitikern gerade bekämpften Klimawandel – ein echtes „grünes Paradoxon“ (409) also. Insofern sei die Förderung des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe, von Windkraft oder Solarenergie, eher kontraproduktiv und führe nur zu einer Verringerung des Lebensstandards in Deutschland, ohne etwas gegen den Klimawandel beizutragen. Schon an dieser Stelle wird die bis dahin ja recht überzeugende Argumentation bedenklich – und gipfelt dann in der fast schon erwartbaren Lobeshymne auf die Sicherheit moderner Atomkraftwerke. Über die Frage der Sicherheit atomarer Entlager will Sinn sich nicht auslassen – irgendwo müsse der Müll ja schließlich hin.
Sven Leunig (SVL)
Dr., Politologe, Akademischer Rat, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.svenleunig.de).
Rubrizierung: 2.341 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Sven Leunig, Rezension zu: Hans-Werner Sinn: Das grüne Paradoxon. Berlin: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30238-das-gruene-paradoxon_35881, veröffentlicht am 26.02.2009. Buch-Nr.: 35881 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken