Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web, Band 1. Grundlagen und Methoden: Von der Gesellschaft zum Individuum
Langsam etabliert sich die Online-Forschung als interdisziplinäres Forschungsfeld der Sozialwissenschaften, wobei es angesichts vielfältiger theoretischer und methodischer Zugänge schwierig ist, den Forschungsstand zu überblicken. Für den Gegenstand des Social Web leistet dies die zweibändige Anthologie mit 41 Beiträgen. Im ersten Band geht es um theoretische Grundlagen wie den Wandel von Öffentlichkeiten und Kommunikationsformen sowie der neuartigen Rezipientenrolle. Zudem wird das Social Web als Forschungsinstrument thematisiert. Im zweiten Band werden Strategien und Anwendungen in Publizistik, Politik und Wirtschaft untersucht, wobei lediglich fünf Beiträge sich explizit auf politische Kommunikation beziehen. Erhellend werden im Beitrag von Bräuer/Seifert/Wolling die Diskussion über die Nutzung neuer Partizipationsformen im Internet zusammengefasst und eigene, aktuelle Daten zur politischen Kommunikation im Web 2.0 vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass das Web 2.0 nicht „in kurzer Zeit zu grundlegend neuen Mustern und Strukturen der politischen Beteiligung führen wird” (205). Ansonsten beschäftigen sich die Autoren mit Gegenöffentlichkeit, Nichtregierungsorganisationen und politischen Kampagnen. Der Beitrag von Bross/Sack/Meinel zu politischer Partizipation durch Diskussion am Beispiel des IT-Gipfelblogs hingegen kommt weitgehend ohne eine theoretische politikwissenschaftliche Reflektion aus. Allerdings ist es ganz unterhaltsam zu lesen, welche Probleme Bundesministerien mit einer etwas offeneren Art der politischen Kommunikation im Internet haben. Obgleich die politikwissenschaftliche Perspektive in dem Doppelband etwas kurz kommt, handelt es sich um ein Standardwerk für die Online-Forschung der nächsten Jahre.